Seit den Anfangstagen 1986 ist Ulrich Seifert (63) Leiter der Kulturkooperative Boskop. Ein Interview zum 25-jährigen Jubiläum der Institution.
Die Förderung studentischer Kultur begann 1986 als Modellversuch. Hat er die Erwartungen erfüllt?
Seifert: Aus unserer Sicht haben sich die Erwartungen an die Studierenden erfüllt. Die haben das Programm stets angenommen und befüllt.
Gab es an anderen Unis ähnliche Bemühungen?
Damals, 1986, begannen drei Unis. In Tübingen und Karlsruhe sind sie in andere Formen übergegangen. Allerdings haben inzwischen viele Studentenwerke Abteilungen eingerichtet. Da werden wir als Vorbild wahrgenommen.
Hat sich die studentische Kultur verändert?
Mit Sicherheit. Sie ist auf jeden Fall weniger politisch. Damals spielte die frisch gegründete Big Band noch für die streikenden Stahlarbeiter in Rheinhausen (1987) oder ein Soli-Konzert für die Opelaner (1988). So etwas taucht in dieser Form nicht mehr auf.
Wie sieht es heute aus?
Nicht so schlecht wie man nach der Studienreform dachte. Trotz des Zeitmangels gibt es junge Menschen, die kreativ sein wollen. Die Theatergruppen sind immer voll, die Jazzkonzerte kommen an. Das veränderte Studierverhalten führt zu einer Verschiebung des Angebots. Heute bieten wir 20 bis 30 Workshops an, machen aber auch sehr viele Veranstaltungen. Das liegt daran, dass Studierende aufgrund engerer Zeitpläne nicht mehr wie früher anderthalb bis zwei Jahre an einem Projekt mitarbeiten können.
Gab es kuriose Angebote in den 25 Jahren?
Sicher. In den Anfangstagen etwa eine Ausstellung bemalter Motorradtanks. Oder der Kurs „Malen mit Erdfarben“, der im Botanischen Garten abgehalten wurde. Das war wohl etwas esoterisch.
Ihr Ressort heißt „Kultur und Internationales“. Interkultur war immer wichtig?
Das war immer ein Thema. Wir haben sehr früh schon Kooperationen geschlossen. 1988 mit Frankreich und seit gut zehn Jahren mit der Universität in Krakau. Es gab auch mal ein deutsch-türkisches Theaterfestival. Insofern passt Boskop auch ganz ausgezeichnet in die aktuelle Internationalisierungsstrategie der Ruhr-Universität.
Die Stadt und die Universität. Für Boskop ein Thema?
Schon vor langer Zeit hatten wir das Motto „Boskop goes Town“. Inzwischen ist die Kreativität der Studierenden in der Stadt angekommen. Wir kooperieren in diesem Jahr mit Bochum Total und dem Zeltfestival, hatten schon Zusammenarbeiten mit Schauspielhaus, dem Mummenschanz und anderen.
Was bringt die Zukunft für die studentische Kultur?
Wir werden uns auf jeden Fall mit einbringen, wenn der Umbau der Ruhr-Universität ansteht, und uns für Orte, konkrete Freiräume für Kultur, stark machen.