Bochum. . Der Bochumer Verein (B.V.) spendete 1952 vier Glocken für Hiroshima. Sie sollten die Verbundenheit zwischen den beiden vom Krieg zerstörten Ländern zeigen. Historische Belege zeigen, dass die Glocken auch eine geschickte Werbe-Inszenierung waren.

Da in diesen Tagen die Aufmerksamkeit immer wieder nach Japan geht, drängt sich die Erinnerung an die Spende von vier Gussstahlglocken aus der Gießerei des Bochumer Vereins für die Weltfriedenskirche in Hiroshima auf. Rund 15.000 Menschen sollen sich nach Berichten der Presse am 27. Oktober 1952 in der größten Werkshalle des Bochumer Vereins gedrängt haben, um die prunkvolle Übergabe an den japanischen Gesandten Exzellenz Kohei Teraoka zu verfolgen. Es gibt eine gut einminütige Filmsequenz über diesen Festakt. Direktor Arthur Tix ist zu sehen und der Missionsprokurator der deutschen Jesuitenmission in Japan, Pater Lutterbeck, mit Auszügen aus seiner Ansprache. Auch der damalige NRW-Ministerpräsident Karl Arnold war an diesem Tag nach Bochum gereist.

Dem Volke Japans verbunden

Offiziell gelten die vier Glocken als reine Friedensbotschaft an das Land, in dem 250.000 Menschen den ersten Atombomben zum Opfer fielen. Auf einer der vier Glocken steht: „Deutschland, vom Kriege verwüstet, dem Volke Japans verbunden in den Werken des Friedens“. Zur Einweihungsfeier der Kirche am 29. März 1953 kamen rund 300 Menschen. Da läuteten die Glocken zum ersten Mal im Turm der Friedenskirche. Die japanische Zeitung Chugaku Shinbun berichtete über diese Zeremonie ausführlich.

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    In der Öffentlichkeit weit weniger bekannt sein dürfte der zusätzliche Grund für Festakt und Zeremonie rund um die Übergabe der Glocken. Für manche dürfte das der eigentliche Anlass für die Spende gewesen sein: Im Historischen Archiv Krupp in der Villa Hügel liegt ein Schreiben von B.V.-Direktor Heuvers an seinen Direktoriumskollegen Tix vom 5. Mai 1952. „Da wir gerade jetzt eine pflaumenweiche Stellungnahme des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen über unsere Gußstahlglocken erhalten haben, möchte ich aus propagandistischen Gründen für unsere Gußstahlglocken und auch für den Namen Bochumer Verein vorschlagen, dieses Geläute für die weltbekannte Kirche zu stiften.“ (Zit. nach T. Fehn, Der Glockenexperte Bd III, 1997). Das Schreiben macht auch deutlich, wie es zu dem Kontakt kam. Pater Lutterbeck war dem mächtigen Stahlwerksdirektor Heuvers persönlich bekannt. Im Schreiben an Tix wird klar, wie viel sich der B.V. die Spende kosten ließ: 10.000 DM wurden für die Herstellung veranschlagt.