Bochum.. Im Herbst 2012 soll es soweit sein: In Kornharpen ensteht ein Beginenhof, der 20 alleinstehenden Frauen ein Heim bieten kann. In Essen wurde 1987 die Tradition wiederbelebt, nachdem es im 16. Jahrhundert zur Auflösung der Gemeinschaft kam.
In Kornharpen entsteht ein bundesweit einzigartiger „Beginenhof“. Mindestens 20 allein stehende Frauen sollen ab Herbst 2012 in einer dorfähnlichen, vom christlichen Glauben geprägten Gemeinschaft zusammenleben. Bauherr und Vermieter sind die Bochumer Wohnstätten.
Geschichte der Beginen reicht ins 13.Jh zurück
Die Planungen für den Beginenhof reichen ins Jahr 2008 zurück. Die Geschichte der Beginen (lat. Benigna, die Gütige) lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals waren es meist streng gläubige Witwen, die nach spiritueller und wirtschaftlicher Unabhängigkeit strebten, aber nicht ins Kloster gehen wollten. Sie gründeten eigene Gemeinschaften, brachten solidarisch ihre Einkünfte ein, bestellten Gärten, errichteten Mädchenschulen und lebten weitgehend autark. Die Reformation im 16. Jahrhundert führte zur Auflösung der Laienkultur. In Essen wurde sie 1987 wiederbelebt. Seither entstanden Beginenhöfe u.a. in Dortmund und Schwerte.
An der Kornharpener Straße bietet sich dem Verein „Beginen heute“ eine außergewöhnliche Konstellation. Vor zweieinhalb Jahren hatte die Heilig-Geist-Gemeinde ihr Zentrum, das von der Evangelischen Gemeinde mitgenutzt wurde, aus finanziellen Gründen aufgeben müssen. Die Bochumer Wohnstätten (3800 Mitglieder, 2700 Wohnungen) wurden auf das Objekt aufmerksam – und hatten sogleich einen Interessenten zur Hand. „Kurz zuvor hatte der Beginen-Verein bei uns angefragt, ob wir ein geeignetes Gelände für einen Beginenhof haben“, so Vorstandsvorsitzender Hermann Gleich.
Das Allerheiligste der Gemeinde bleibt erhalten: Das Tabernakel
Auch der Heilig-Geist-Gemeinde ist der Erhalt der Kirche mit dem Allerheiligsten im Tabernakel wichtig. „Es freut mich sehr, dass es zu dieser Entwicklung kommt. Das gesamte Projekt findet hier breite Zustimmung“, sagte Pastor Walter Bauer der WAZ.
Die Wohnstätten haben derweil Fakten geschaffen. Vor einer Woche wurde der Kaufvertrag mit der Gemeinde besiegelt. Allein die Kirche verbleibt (auch aus kirchenrechtlichen Gründen) im Besitz der Pfarrei, die sie an die Beginen verpachtet. In Kürze erfolgt der Bauantrag. Im Herbst sollen die Arbeiten beginnen und ein Jahr später abgeschlossen sein.
Die eineinhalbgeschossigen Häuser könnten sowohl von allein stehenden Frauen als auch von alleinerziehenden Müttern „zu ortsüblichen Mieten“ (Gleich) bezogen werden. Dies würde dem Mehrgenerationen-Gedanken der Beginen entsprechen. Anders als in den umliegenden Höfen wird in Kornharpen allerdings die ökumenisch-christliche Ausrichtung der künftigen Bewohnerinnen stark hervorgehoben. Offenbar mit nachhaltigem Erfolg. „Es gibt schon jetzt zahlreiche Interessenten“, berichten die Wohnstätten.