Umzug heißt es nicht nur an Rosenmontag: Insgesamt 147 Bewohner des Hauses Am Beisenkamp beziehen in den nächsten Tagen ihre neuen Wohnstätten.
Die Gefasstheit, mit denen die 28 Pflegekräfte ihre letzten Schichten im Haus Am Beisenkamp abarbeiten, ist schon eine kleine emotionale Meisterleistung. Seit einigen Wochen müssen sie mit Hilfe von Verwandten und Ehrenamtlichen den Umzug für ihre 147 Heimbewohner organisieren.
Sie müssen Kisten packen, Schränke ausräumen, dazwischen behutsame Gespräche führen und den Senioren den Eindruck vermitteln, dass es gar nicht so viel Arbeit sei. Und das schaffen sie, was es den älteren Menschen merkbar leichter macht, sich auf ihren Auszug in eines der beiden neuen Häuser an der Bayernstraße und der Graf-Adolf-Straße am Dienstag einzustimmen.
„Ich bekomme im neuen Haus ein Einzelzimmer“, freut sich Gisela Preuß (76). „Momentan lebe ich mit zwei weiteren Bewohnerinnen zusammen.“ Preuß kann die Vorzüge auch ganz klar benennen: „Ich kann fernsehen, wann ich will. Und was ich will.“
Vorfreude
Johannes Blume (83) blickt zwar vorfreudig auf den kommenden Dienstag, doch seine Freude ist nicht ganz ungetrübt. „Ich muss mich von Menschen trennen, die ich hier kennen gelernt habe, und lasse Dinge zurück, an die ich mich gewöhnt habe“, erzählt Blume. „Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Daher gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge fort.“
Dies habe die vergangene Zeit schon „turbulent“ gemacht, wie Pflegedienstleiterin Heike Jürgen-Kickartz berichtet. „Viele Beziehungen haben sich hier aufgebaut, und diese werden jetzt getrennt.“ Die Bewohner konnten sich aussuchen, in welches der beiden neuen Heime sie ziehen, der größere Teil wollte in jenes an der Graf-Adolf-Straße, da dieses noch zu Wattenscheid gehört.
Sieben Wohngruppen mit je zwölf Plätzen
Am kommenden Dienstag ziehen dann 55 Bewohner in das neu erbaute „Haus an der Bayernstraße“, welches nach gut anderthalb Jahren Bauzeit Platz für 84 Bewohner der unterschiedlichsten Pflegestufen bietet. Die Bewohner leben in sieben Wohngruppen mit je zwölf Plätzen. Dieses Konzept hat sich bereits in Bochumer Einrichtungen etabliert. Sozialdezernentin Britta Anger erläutert: „Das Wohngruppenkonzept bedeutet Normalität leben. So können familiäre Strukturen aufgebaut und Privatheit und Vertrautheit geschaffen werden. Dies ist speziell für demente Patienten wichtig, für die es schwierig ist, sich an Fremde zu erinnern.“
Auf einen großen Anteil an dementen Bewohnern verweist auch Einrichtungsleiterin Barbara Storck: „75 bis 80 Prozent unserer Bewohner sind an Demenz erkrankt.“
Garten geplant
Für diese Bewohner sind zwei Wohngruppen im Erdgeschoss des neue errichteten Hauses vorgesehen. Im Innenhof soll es schon bald einen Garten geben, der zum Verweilen einladen soll. Das therapeutisches Programm ist mit Gehtraining, Gleichgewichtstraining, Greiftraining und Wahrnehmungsschulungen speziell auf die Bedürfnisse von Demenz-Patienten zugeschnitten.
Trotzdem sei das Haus nicht auf bestimmte Personengruppen fixiert, sondern stehe allen Menschen offen, die pflegebedürftig sind, wie Britta Anger unterstreicht: „Unser jüngster Bewohner ist gerade mal 50 Jahre alt, die älteste Bewohnerin ist 105 Jahre alt.“
Auf gute Nachbarschaft
In die neue Nachbarschaft wolle man sich übrigens von Anfang an integrieren, so wird der hauseigene Friseurladen von „einer Frau hier aus Goldhamme“ betrieben, für das Café ist man noch auf der Suche nach Betreibern, im Gespräch ist unter anderem ein Bäcker „von hier“.
„Das Café steht nicht nur unseren Bewohnern offen, wir freuen uns auch über Gäste hier aus dem Stadtteil“, erzählt Britta Storck.