Bochum. Freilaufende Hunde sind nicht nur für hundelose Spaziergänger ein Ärgernis. Der Zwergdackel von Johanna Volkenandts wurde schon zwei Mal von nicht angeleinten Tieren angegriffen. Verstöße gegen die Anleinpflicht werden aber nur selten geahndet.
Toni ist Johanna Volkenandts ganze Freude. Doch beim Gassigehen mit ihrem Zwergdackel im Schlosspark läuft immer auch die Angst mit. „Fast alle großen Hunde sind nicht angeleint. Mein Toni wurde schon zweimal gebissen. Der Kleine kann sich gegen die Riesen doch nicht wehren“, klagte die Weitmarerin am WAZ-Lesertelefon.
Das Landeshundegesetz gibt klare Vorgaben: Vierbeiner ab einer Risthöhe von 40 cm müssen in der Öffentlichkeit an der Leine geführt werden. Als „gefährlich“ geltende Tiere – dazu zählen alle Kampfhunde – müssen zusätzlich einen Maulkorb tragen. „Die meisten Herrchen und Frauchen scheinen sich nicht für diese Regelung zu interessieren. Ich und viele weitere Besitzer kleiner Hunde sehen uns immer wieder frei umherlaufenden ,Bellos’ gegenüber. Erst in dieser Woche schnaufte ein mächtiger schwarzer Labrador bedrohlich auf uns zu“, vermisst Johanna Volkenandt ausreichende Kontrollen.
Verstöße werden selten geahndet
„Die würden wir gerne vornehmen. Beschwerden gibt es reichlich. Dass gegen die Anleinpflicht verstoßen wird, ist auf unseren Straßen und Plätzen längst nicht mehr die Ausnahme. Allein: Im Zuge des Nothaushaltes sind zwei Außendienststellen nicht besetzt. Die verbleibenden acht Kollegen geben sich größte Mühe, können aber nicht überall sein“, erwidert der Leiter des Ordnungsamtes, Reinhard Firlej. Entsprechend mager fällt die Zahl der geahndeten Verstöße gegen die Anleinpflicht aus. 85 Verwarnungsgelder (bis 35 Euro) und meist dreistellige Bußgelder wurden 2010 verhängt. Das hänge nicht nur mit der Personalknappheit zusammen, erklärt Firlej: „Die Außendienstler sind weithin erkennbar. Tauchen sie etwa in Parks auf, sind die großen Hunde ganz schnell an der Leine...“
Und was sagen die Hundebesitzer zur Anleinpflicht? „Wir finden es in Ordnung, dass wir unsere Hunde in der Stadt an die Leine legen müssen“, sind sich Silvia Braun, Thomas Romanowski und Christian Patruck einig. Sie führen ihre Mischlinge regelmäßig auf der Grünanlage Schmechtingswiese aus, eine von sechs Hundewiesen im Stadtgebiet, auf denen die Tiere ungezwungen herumtollen können. „Für sie ist es sowieso zu stressig in der Innenstadt“, weiß Silvia Braun.
Hundewiese ist zu schmal
Probleme mit dem Ordnungsamt hatten die Hundehalter daher noch nicht. Doch vor allem im Sommer kann es Ärger mit hundelosen Bürgern geben, die den kleinen Park in Höhe der Agnesstraße zum Grillen nutzen. „Da kam es schon zu Diskussionen.“ Das mag auch daran liegen, dass der Bereich, der als Auslauffläche vorgesehen ist, mehr ein Grünstreifen als eine große Wiese ist. Ein Weg teilt ihn von den übrigen, größeren Rasenflächen, auf denen die Hunde eigentlich wieder an die Leine müssten. „Doch woher sollen sie wissen, dass sie nur auf dem schmalen Korridor laufen dürfen?“, fragt Thomas Romanowski. Zudem gehe aus den Hinweisschildern nicht deutlich genug hervor, wo die Hundewiese beginnt und wo sie endet.
Ob Schmechtingswiese, Schlosspark oder andernorts: Kommt es zwischen Zweibeinern zum Zwist um Vierbeiner, verweist das Ordnungsamt auf sein Bürgertelefon. Unter 0234/910 40 00 werden sämtliche Anliegen gesammelt „und zeitnah bearbeitet. Wir kümmern uns und gehen vor Ort“, verspricht Reinhard Firlej.
Möglich, dass bald auch Johanna Volkenandt anruft – aus Sorge um ihren Toni.