Bochum.. Im vergangenen Jahr sind unerwartet viele Flüchtlinge nach Bochum gekommen. Die geplante Schließung zweier maroder Übergangsheime wird jetzt neu geprüft. Nach der von Arnsberg festgelegten Quote kann Bochum noch 20 Menschen aufnehmen.

Die Stadt Bochum hat Ende vergangenen Jahres unerwartet so viele Flüchtlinge aufnehmen müssen, dass die geplante Schließung zweier Übergangsheime möglicherweise vorerst vom Tisch ist. Zwischen September und Dezember 2010 kamen 145 Flüchtlinge, überwiegend Roma aus den Ex-Staaten Jugoslawiens, weil EU-weit deren Visumspflicht aufgehoben worden war. Und: Eine neue Flüchtlingswelle könnte auf die Städte zurollen, wenn die Menschen aus Tunesien, die ins italienische Lampedusa geflohen sind, europaweit verteilt werden sollten. Zwar winkt die Bundesregierung derzeit noch ab, von dort Menschen aufzunehmen, doch kann sich die politische Entscheidung ändern.

Die Städte haben keinen Einfluss auf die Zuweisungen, die sich an Einwohnerzahlen orientieren. Die Bezirksregierung Arnsberg legt die Quoten für die Städte fest; Bochum hat derzeit eine Belegung von 91 Prozent, könnte also noch 20 Menschen aufnehmen.

Zwei Übergangsheime sollten geschlossen werden

Eigentlich hatte die Stadt geplant, zwei der Übergangsheime zu schließen. An der Krachtstraße 9-27 leben 171 Menschen; diese maroden Häuser sollten zum Jahresende abgerissen werden. An der Kemnastraße 199 sind 19 Leute untergebracht, von dieser Adresse wollte sich Bochum gar kurzfristig trennen. Die Pläne, so Anger, würde die Verwaltung jetzt, angesichts der neuen Lage, prüfen müssen. Daneben gibt es noch Heime an der Emil- und Wohlfahrtsstraße (zusammen 290 Plätze); neu hinzukommen wird eine Unterkunft an der Harpener Straße.

Von 648 Plätzen werden derzeit 404 genutzt“, sagt Sozialdezernentin Britta Anger. Eine volle Auslastung sei aber nicht möglich und auch nicht zumutbar. „Wir können ja nicht wahllos Menschen gemeinsam unterbringen; bestimmte Nationalitäten, ethnische Gruppen vertragen sich nicht mit anderen. Auf Familien mit Kindern ist besonderes Augenmerk zu richten.“ Auch auf das Wohnumfeld müsse Rücksicht genommen werden, Überdies sind Teile der Übergangsheime vermietet, etwa an den Arbeitskreis Asyl, an Kleiderkammern.

Unterbringung in privaten Wohnungen

Kommen die Flüchtlinge nach Bochum, werden sie in die Betreuung aufgenommen, Motto: „Hilfe zur Selbsthilfe“. „Wir sehen zu, Kinder rasch in Kindergärten und Schulen unterzubringen und ihnen Deutsch beizubringen.“ Die Ifak engagiert sich da, ebenso der Soziale Dienst, Streetworker, der Arbeitskreis Asyl und das Jugendamt. Intensiv bemühten sich die Betreuer um die Flüchtlinge aus den Staaten Ex-Jugoslawiens, scheiterten indes meist an den Sprachbarrieren.

Auf die Heime könne Bochum nicht verzichten: „Wir brauchen sie als Anlaufstellen, um die Menschen für die Betreuung erreichen zu können.“ Und: Die Kommunen sind verpflichtet, Angebote vorzuhalten. Bochum hat in der Vergangenheit viele Übergangsheime geschlossen, als die Flüchtlingsströme abebbten; 1400 Plätze sind dadurch weggefallen.