Bochum..

„Darf man sich mal ‘reinsetzen?“ Luxuswagen waren am Mittwoch der Blickfang im Ruhr-Congress, wo die Universität Duisburg-Essen für Studenten den Karriere-Tag „Car Connect“ veranstaltete. 1700 Studierende hatten sich angemeldet. Im Rahmen des 11. Car-Symposiums, bei dem die Automobilindustrie am Donnerstag über „Innovation und Wachstum“ sprechen wird, fand auch die Jobmesse statt.

Die Automobilbranche hat aus dem wirtschaftlichen Tal rasch herausgefunden. „Wir sind weltweit wieder auf Vorkrisenniveau; allein 2010 wurden 62 Millionen Autos verkauft“, sagt Arndt Kirchhoff, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Kirchhoff Automotive aus Attendorn und Sprecher des Mittelstands in der Automobilindustrie.

Branche sucht Ingenieure

Gut 100 Unternehmen präsentierten sich auf der Job-Messe. Neben allen deutschen Automarken waren auch Toyota und Mazda vertreten. Die neuesten Modelle der Elektroautos und mit Verbrennungsmotoren waren stets umlagert. Die Branche sucht Ingenieure und wirbt mit zukunftssicheren Jobs schon bei Erstsemestern.

Für Yuanyuan Tian durchaus erfolgreich: „Ich bin zum dritten Mal hier in Bochum dabei und stelle fest, dass viele Studierende bei dem Karrieretag den Grundstein für ihre berufliche Laufbahn legen.“ Die ehemalige Logistik-Studentin gehört auch dazu; heute ist sie bei MAN beschäftigt.

Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom Lehrstuhl für Automobilindustrie der Uni Duisburg-Essen: „Die Branche ist attraktiv für jeden Studierenden aus dem Bereich Naturwissenschaft und Technik. Zwar haben uns die Asiaten noch einiges voraus, aber auch die deutsche Industrie steht vor einem Wandel.“ Die komplette Infrastruktur für Elektroautos – darunter der Opel Ampera – sei eine Herausforderung, der sich der Nachwuchs stellen könne.

Opel muss Gewinne einfahren

Dass er das Bochumer Opelwerk stets totgesagt habe, weist Ferdinand Dudenhöffer weit von sich. „Ich habe lediglich die langfristige Wirtschaftlichkeit des Standortes Bochum in Frage gestellt“, erklärte er gegenüber der WAZ. Inzwischen sehe er Opel Bochum weitaus besser aufgestellt: „Die Belegschaft hat große Zugeständnisse gemacht, das ist gut für die Zukunft. Diese Flexibilität ist ein wichtiges Kriterium, um Marktchancen zu sichern. Nun muss Opel in Deutschland noch Gewinne einfahren.“

Zum Symposium am Donnerstag erwartet die Universität Bochum über 1000 Konferenz-Teilnehmer. Die Automobilindustrie tritt mit breiter Brust an. „Die Branche rechnet mit nachhaltigem Wachstum. das durch die Entwicklung in Asien, Ost-Europa, Lateinamerika und den Trend zum klimaverträglichen Auto geprägt ist“, sagt Dudenhöffer als Kongressleiter. Qualifizierte Mitarbeiter fehlten in dem Wachstumsprozess. Deshalb schlägt er vor, dass Autobauer und Zulieferer einen selbstfinanzierten Pool bilden, der erlaubt, auch in konjunkturell schlechteren Zeiten Hochschulabsolventen einzustellen, ähnlich wie beim Kurzarbeitergeld. „Derzeit reißen sich die Unternehmen um Studierende, vor einem Jahr wollte niemand einstellen. Um junge Talente für die Branche zu begeistern, braucht es eine antizyklische Förderung.“

Zum Symposium haben sich u.a. Dr. Dieter Zetsche (Vorstandsvorsitzender Daimler) und Carl-Peter Forster (Chief Executive Officer für den indischen Konzern Tata Motors. zuvor Opel und General Motors Europa) angesagt.