Bochum. .

Die Hygienesituation in vielen Kliniken sei laut EU besorgniserregend. Die Krankenhäuser in Bochum nehmen die Bedrohung ernst, haben bereits Vorsorgemaßnahmen gegen Infektionen getroffen und messbare Erfolge erzielt.

Die EU schlägt Alarm. Die Hygienesituation in vielen Kliniken sei besorgniserregend. Jeder zehnte Patient sei von einer Infektion betroffen; jedes Jahr seien europaweit 37 000 Todesopfer zu beklagen. Die Bochumer Krankenhäuser nehmen die Bedrohung sehr ernst, haben den Kampf gegen die Keime aber längst aufgenommen und messbare Erfolge erzielt. Das ergab eine WAZ-Befragung in heimischen Kliniken.

„Nosokomiale Infektionen“ steht über der Statistik, die Alen Males vorlegt. Als eine von zwei Hygienefachkräften ist er so etwas wie der Saubermann der Augusta-Krankenanstalten. Monatlich erfasst er die nosokomialen, also während eines Krankenhausaufenthalts zugezogenen Infektionen. Gemessen an den Schreckenszahlen des EU-Gesundheitskommissars fällt die Augusta-Jahresbilanz weniger dramatisch aus: 2,3 Prozent aller Patienten (398 von 17 085) trugen danach 2009 einen Erreger in sich. Todesfälle mag Chefarzt Prof. Dr. Santiago Ewig nur in wenigen Fällen einem Keim zuschreiben: „Schwerkranke Menschen sterben in der Regel nicht an, sondern mit einer Infektion.“

Schwer erkrankt und hoch betagt sind immer mehr Klinikpatienten; die körpereigene Infektionsabwehr ist ge-schwächt. Anlass für alle Bochumer Krankenhäuser, der Hygiene einen bedeutenden Stellenwert einzuräumen. Die Vorsorge reicht weit über die obligatorische Hand-Desinfektion hinaus:

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Von Jürgen Stahl

In der Augusta-Krankenanstalt steht Prof. Ewig an der Spitze einer eigenen Hygienekommission. Hygienepläne sehen eine ständige Qualitätskontrolle vor und umfassen auch Küche und Verwaltung.

Im Bergmannsheil kümmert sich eine eigene Arbeitseinheit um die Krankenhaushygiene. Für Patienten mit einer Infektion werden Isolierzimmer vorgehalten.

Das Helios St. Josefs-Hospital in Linden unterhält eine eigene Hygiene-Fachgruppe. Patienten mit erhöhten Risikofaktoren werden bei ihrer Aufnahme systematisch untersucht („Screening“). „Die Infektionsraten sind um 80 Prozent reduziert worden“, teilt ein Kliniksprecher mit.

Das Knappschaftskrankenhaus Langendreer nimmt an der bundesweiten „Aktion saubere Hände“ teil. Hygienebeauftragte (auf jeder Station) und -fachkräfte, umfassende Schulungen und Kooperationen u.a. mit dem Hygieneinstitut Gelsenkirchen sollen gleichfalls einen hohen Standard gewährleisten.

Das Katholische Klinikum Bochum (u.a. St. Josef- und St. Elisabeth-Hospital) verfügt über eine eigene Abteilung für Krankenhaushygiene, die im fachlichen Austausch u.a. mit der Ruhr-Uni steht. Alle relevanten Bereiche (OP, Küche, Intensivstationen) und Geräte werden regelmäßig mikrobiologisch kontrolliert. Ein Hygieneplan ist für alle Mitarbeiter verbindlich. „Die Infektionsrate liegt unter dem Durchschnitt“, so das Klinikum.

Aller Für- und Vorsorge zum Trotz: „Infektionen werden in einer Klinik niemals auszuschließen sein. Das ist allein schon auf die zunehmende Resistenz vieler Patienten gegen die gebräuchlichen Antibiotika zurückzuführen. Man kann sagen: „Uns gehen die Antibiotika aus“, sagt Augusta-Chefarzt Prof. Ewig.

Mit seinen Medizinerkollegen in den Bochumer Krankenhäusern ist er sich einig: Für die Krankenhaushygiene könnte noch mehr getan werden, etwa durch überregionale Standards, die vor Ort umgesetzt werden. Allein: „Ein solches Konzept muss auch finanziert werden.“