Bochum. Die Musikschule erhöhte ihre Gebühren und kürzte die Geschwisterboni.

Wie wichtig die frühzeitige Heranführung von Kindern an Musik und Instrumente für ihre Entwicklung in allen Lebensbereichen sein kann, ist längst bewiesen. Doch das hat seinen Preis. Und Familien, die gleich mehreren Kindern das Erlernen eines Instruments ermöglichen wollen, werden seit Anfang des Jahres in Bochum doppelt zur Kasse gebeten: Die Musikschule erhöhte ihre Gebühren und kürzte die Geschwisterboni.

Im Dezember flatterte Familie Illner ein Brief von der Musikschule ins Haus. „Darin ist uns lapidar mitgeteilt worden, dass es die Haushaltslage der Stadt notwendig macht, die Beiträge um 30 Prozent zu erhöhen“, klagt Mutter Antje Illner. Drei ihrer vier Kinder schicke sie zum Musikunterricht, erzählt sie. Die 16-jährige Tochter spiele Querflöte, der 14-jährige Sohn lerne Klarinette – machte bisher 540 Euro im Jahr. Nun beginne auch die anderthalbjährige Tochter bei den Musikwichteln, einem Angebot für Kinder im Vorschulalter. Die jetzige Gebührenerhöhung sei „ein Hammer“, findet die Rechtsanwältin.

15 Prozent schlage die städtische Einrichtung in diesem Jahr auf, weitere 15 Prozent ab 2012, zudem würden die Geschwisterboni teilweise entfallen. Norbert Koop, Leiter der Musikschule spricht allerdings nur von einer Anhebung um 10 Prozent in 2011 und weiteren 5 Prozent in 2012. Auch bei der Geschwisterregelung habe man „eine kleine Anpassung“ vorgenommen: Für Geschwisterkinder gebe es ab sofort eine Ermäßigung von 20 Prozent, bisher lag sie bei 20 Prozent bei zwei Kindern und 40 Prozent bei drei oder mehr Kindern.

Die stufenweise Anhebung sei im Rahmen des Haushaltssicherungskonzepts beschlossen worden, eine weitere Erhöhung ab 2013 sei bereits „vorbeschlossen“, sagt Koop. Den Ärger der Illners könne er zwar nachvollziehen, andererseits sei die Anhebung die erste seit 2007. Davor habe man zuletzt 1998 mehr Geld für den Musikunterricht verlangt.

Antje Illner ist trotzdem sauer. Sie rechnet vor, dass sie ab 2012 fast 400 Euro mehr für die musikalische Ausbildung ihrer Kinder bezahlen müsse als noch 2010. Sie fühle sich darüber hinaus benachteiligt, weil sie keine Bildungsgutscheine erhalte, wie es für Hartz IV-Empfänger angedacht ist, und ihre Kinder altersbedingt auch nicht am Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ teilnehmen könnten.

Da dieses Projekt vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert wird, ist es von der Gebührenerhöhung ausgenommen. Ebenso nicht angehoben wurden die Kosten für Kinder aus sozial schwachen Familien. Für sie sind die Kurse im Bereich Grundmusikalisierung kostenlos, Instrumentenunterricht kostet die Hälfte.

Der jüngste Nachwuchs im Hause Illner ist erst vier Monate alt. Gut möglich also, dass bald alle vier Kinder ein Instrument erlernen wollen. „Und die Kita-Beiträge wurden auch erhöht“, schimpft Antje Illner. Doch das ist eine andere – nicht weniger teure – Baustelle.