Bochum..
Im Bochumer Prinz Regent Theater inszenierte Sibylle Broll-Pape das Stück „Das Interview“ nach einem Film von Theo van Gogh.
Es gibt keine Ebenbürtigkeit?“, fragt er kampfesmüde am Ende, „Nein, es gibt immer einen Gewinner“, antwortet sie. Diesem Urteil geht in Sibylle Broll-Papes Inszenierung ein rückhaltloses Wortgefecht voraus, das sich der Journalist Pierre (Stephan Ullrich) und die Schauspielerin Katja (Rahel Weiss) liefern. Ein Seelenstriptease alter Schule, allerdings unter neusten Medienbedingungen. Das Stück von Theodor Holman basiert auf einem Film des 2004 ermordeten Regisseurs Theo van Gogh und ist ein Zwei-Personen-Stück im Geiste des klassischen Well-made Plays, der exemplarischen und effektvollen Konfrontation.
Darin trifft der vermeintlich abgebrühte 45-jährige Journalist auf das ebenso vermeintlich auf die eigene Oberweite fixierte 25-jährige Filmsternchen Katja. Er arbeitet eigentlich im Ressort Politik und möchte viel lieber beim zeitgleich stattfindenden Rücktritt des Kabinetts sein, sie erwartet zum Gespräch eigentlich eine „arrogante Schwuchtel“ aus dem Kulturbereich. Das kann nicht gut gehen, und es geht nicht gut.
Den Geschlechter-, Generations- und Kulturkampf lässt Broll-Pape auf einer bonbonfarbenen Bühne toben, Couch, Tisch, Kissen und ein Bildschirm reichen als Bühne für einen fiesen Zweikampf zweier Individuen, die sich ähnlich sind: „Allein durch die Tatsache, dass wir so vortrefflich verletzen können“.
Aber eben auch dadurch, dass sie in eigenen Welten leben, die geprägt sind durch Schein und Masken, durch Projektionen und der Jagd nach einer Wahrheit, die nie die endgültige sein kann.
Beiden Darstellern gelingen nachdrückliche Charakterstudien schwieriger Persönlichkeiten. Schwierig, weil sie stets zwischen Klischee und vermeintlicher Authentizität oszillieren. Dieses Problem weiß auch die Inszenierung nicht zu lösen, denn es bleibt über die Spielzeit lediglich ein Kreisen umeinander, ein Belauern und Belagern. Die existenzielle Schärfe der Auseinandersetzung ist nur in wenigen Momenten zu schmecken. Zuletzt bleibt trotz einer aufgesetzten Pointe nur die Fadheit des Gewinnens.