Bochum.

Die Bogestra zieht eine erste Winter-Bilanz. Es gab und gibt etliche Ausfälle und Verspätungen, aber die Nacht- und Testfahrten machen sich bezahlt.

Mittwochmorgen erwischte es die Linie 308. Ein Auto auf der Castroper Straße blockierte das Gleis. Vom Falschparker keine Spur. Die Straßenbahn musste umgesetzt werden und sollte in die entgegengesetzte Richtung rollen. Auf der eingefrorenen Weiche entgleiste die Bahn, die per Hydraulikwagen mühsam wieder auf die Schiene gehievt wurde. Die Fahrgäste blieben unversehrt: Sie mussten zuvor aussteigen.

Für die Bogestra war es die erste Entgleisung des Rekordwinters. Ausfälle und Verspätungen indes gab es ebenso reichlich wie die Schneemassen auf den Straßen. „Schon heftig, was uns dieses Wetter beschert. Für uns zählt dabei vor allem eines: die Sicherheit unserer Kunden und Mitarbeiter“, zieht Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns eine erste Bilanz der Frost-Wochen.

Straßenbahnen an allen Wintertagen unterwegs

Trotz der teils chaotischen Straßenverhältnisse waren die Straßenbahnen - anders als etwa in Essen - bislang an allen Wintertagen unterwegs. „Wir setzen nachts Werkstattwagen ein, die unser 210-Kilometer- Gleisnetz und die Oberleitungen eisfrei halten. So kann der Fahrbetrieb am Morgen regulär aufgenommen werden“, erklärt Sandra Bruns.

Nachteil für die Tram: Es gibt kein Ausweichen, wenn Falschparker auf den Schienen stehen. Weil sich die Schneewälle an den Straßenrändern türmen, stellen etliche Pkw-Fahrer ihre Wagen im Fahrbahnbereich ab - und blockieren den Straßenbahnverkehr. 100 Falschparker verzeichnete die Bogestra allein in der letzten Woche. Ihnen droht nicht nur der Abschleppwagen, sondern vierstellige Kostenerstattungen u.a. für den fälligen Busersatzverkehr. Wenn die Busse denn fahren. An bisher drei Tagen (u.a. Heiligabend) musste die Bogestra kapitulieren. Die vereisten und tief verschneiten Straßen ließen keinen Busbetrieb mehr zu. „Die Entscheidung fällt uns nie leicht. Gerade bei Schnee und Eis nutzen viele Menschen lieber Bus und Bahn als das Auto. Aber die Sicherheit genießt absoluten Vorrang“, betont Ralf Hessel von der Betriebsleitung.

150 Tonnen Salz ausgebracht

Um das 1065 km umfassende Busnetz schadlos zu bedienen, betreibt die Bogestra einen eigenen Winterdienst. Zwei Räum- und Streufahrzeuge sind fast täglich im Einsatz und haben bereits 150 Tonnen Salz ausgebracht. Zusätzlich wurde ein Unimog mit Schneeschild ausgerüstet. Ein Radlader räumt derweil den Schnee aus den Schienen.

Weil es entlang der Hauptstraßen kaum noch Wendemöglichkeiten gibt, nutzt die Bogestra verstärkt die zwölf Meter kurzen Solobusse statt der 18-Meter-Gelenkbusse.

Ob kurz oder lang: Ob und wo es Probleme gibt, wird in diesen Wochen erstmals bei Testfahrten ermittelt. Am frühen Morgen fahren zwei Busse die Endhaltestellen der jeweiligen Linien an. Die Fahrer melden der Leitstelle im Hauptbahnhof, ob die Strecken befahrbar sind.

Trotz aller Vorkehrungen: Ausfälle und Verspätungen sind an der Tagesordnung. 50 bis 60 Kundenbetreuer (einige wurden eigens aus dem Urlaub geholt) versuchen, an den Knotenpunkten mit den notwendigen Informationen aufzuwarten. „Die Fahrgäste zeigen für diese Ausnahmesituation in den allermeisten Fällen Verständnis“, beobachtet Sandra Bruns. Dabei ist es mit dem Ausharren an einer der 1500 Haltestellen nicht getan. Das Bogestra-Callcenter ist überlastet. Wer Auskünfte zu bestimmten Linien erhalten will, muss hier gleichfalls mit Wartezeiten rechnen.