Bochum. .
Ein Jahr Kunst in Christ-König. Probst Ludwig zieht eine positive Bilanz und will 2011 weitermachen. Es gab nur wenige kontroverse Stimmen zu teilweise provokativen Installationen.
Tonnen von Sand zwischen den Kirchenbänken, Psalme auf den Fußboden gekleckst, der Altar als Farbpalette. Es ist gar nicht lang her, da hätten Gläubige und Kirchfürsten an Barbarei und nahende Apokalypse geglaubt angesichts solcher Bilder. Im Kulturhauptstadtjahr wurde die Christ-König-Kirche am Steinring zur Kunstkirche des Bistums und obige Bilder Realität. Folgte ein Sturm der Entrüstung?
„Nein, der überwiegende Teil der Reaktionen war positiv“, sagt Probst Michael Ludwig, der mit einem Team für die vielen Kunstaktionen verantwortlich war. Oben genannte Aktionen waren Teile von sechs großen Installationen, die hier zum Thema „Wandlung“ entstanden sind.
Ungefähr 11000 Besucher
Dazu fand ein umfangreiches Programm an Konzerten, Theater, Schauspiel und Lesungen statt. Darunter Publikumsmagneten wie die Fidena oder die Lesung von Dietmar Bär und Bastian Pastewka, die Kafkas „Verwandlung sprachen.
Insgesamt, so der Probst, kamen 11000 Besucher in die Kirche, um Kunst zu bestaunen. Als Besuchermagnet erwies sich vor allem in der dunklen Jahreszeit die beinahe psychedelisch wirkende Lichtinstallation „Fascination Light“ des Berliner Lichtkünstlers Paul Estrell.
Hardliner sind verstummt
Das Projekt, das am kontroversesten diskutiert wurde, war die Installation von Nol Hennissen, „only the dust is eternal“, für das tonnenweise Sand von der Decke ins Kirchenschiff rieselte. Hier hatte mancher ein Problem mit der reinen „Verschmutzung“ der Kirche, andere störten sich theologisch an der titelgebenden Formel, nur der Staub sei unendlich - denn das sei ja eigentlich nur Gott selber.
Im Laufe des Jahres seien die Stimmen der zunächst sehr kritischen „Hardliner“ aber leiser geworden, so der Probst, der mutmaßt, diese hätten eingesehen, dass sie quantitativ „zu gering“ dastünden. Er freut sich über ein „spannendes Experiment und einen großen Erfolg - auch bei kirchenfernen Leuten“.
2011 soll es weitergehen
Das künstlerische Bespielen der noch für Gottesdienste genutzten Kirche habe insgesamt circa 25000 Euro gekostet, allesamt aus Spendengeldern und Zuschüssen, nicht aus der Kirchensteuer.
Nun habe er und sein Team beim Bischoff einen Antrag gestellt, auch 2011 die Kirche im Sinne der geforderten „Nachhaltigkeit“ nutzen zu dürfen. Nicht mehr in dem Ausmaß wie im Kulturhausptstadtjahr, doch Ludwig schwebten „vier bis fünf Aktionen“ vor. Schon jetzt seien erste Kontakt zu einer Künstlerin aus Turku (Finnland, Kulturhauptstadt Europas 2011) geknüpft. Diese hätte Verbindungen nach Bochum und würde gerne den eindrucksvollen Raum bespielen.