Bochum.

Nach Erwachsenentheater und Kinderclub hat das Theater Rottstr. 5 nun auch einen Jugendclub und macht damit endgültig generationenübergreifende Theaterarbeit. Jetzt feierte der „young’n’rotten-Club“ Premiere, Theater von und für junge Erwachsene.

Unter der Regie von Clara Nielebock wurde Laura de Wecks „Lieblingsmenschen“ gezeigt. Das Team ist jung, sehr jung, die Regisseurin Jahrgang 1986, die Autorin wurde 1981 geboren, die Darsteller sind schätzungsweise zwischen 20 und 25. Und sie liefern allesamt einen tollen Abend ab! Professionell und sauber gearbeitet, stemmt das Rottstraßen-Team auch diesen weiteren Schritt zum Mehrspartenhaus. Wann kommt wohl die erste Oper?

Auf der Bühne steht eine Bühne (Nina Nielebock), ein Viereck, einen Meter hoch mit vier Fäden von der Decke an den Ecken begrenzt. Die Fläche ist damit herrlich einfach und klar. Und dort spielt sich auch alles ab, die Geschichte um sechs junge Menschen auf einer Art Selbstfindungstrip. Zunächst ist alles in Ordnung, die Oberfläche glänzt verführerisch. Anna studiert Philosophie und hat ‘was entdeckt. Jule wird Schauspielerin, Lili und Sven meistern ihr Studium. Nur Darius rasselt durch die Juraprüfung und sagt allen immer die Wahrheit. Mit der nehmen es die anderen fünf nämlich nicht so genau, stattdessen plagen sie sich mit Luxusproblemen, pflegen unverbindliche Beziehungen und ihre Sprache bewegt sich auf dem Niveau von SMS-Botschaften Doch dann bröckelt die Fassade, jede Figur gerät an ihre Grenze in einer Welt der unbegrenzten Möglichkeiten. Sie beginnen, ihren Weg zu finden. Das ist schmerzhaft und unbequem, doch am Ende werden aus den schablonenartigen Charakteren Menschen.

Das Ensemble ist wunderbar, die Regie präzise. Jan Zygiel liefert einen aalglatten Möchtegern-Casanova am Rande der Zurechnungsfähigkeit. Akbar Patkins misanthropischer Darius ist ein glaubhafter Störfaktor inmitten der sauberen Clique. Dafür gibt’s minutenlange Standing-Ovations vom ausverkauften Haus. Bravo Rottstraße!