Bochum/Hattingen. .
Ein 41-jähriger Bochumer wirft dem Hattinger Bildungsträger HAZ Arbeit und Zukunft miserable Ausbildungsbedingungen und willkürliche Prüfungsbeurteilungen vor. Sein Traumberuf Lokführer bleibt auf der Strecke.
Arbeit und Zukunft verspricht der gemeinnützige Hattinger Verein HAZ im Internet. Doch ein 41-jähriger Bochumer, der bei dem staatlich zertifizierten Bildungsträger eine Ausbildung zum Lokführer gemacht hat, beschwert sich über gravierende Mängel und klagt, man habe ihn mehrfach absichtlich durch die praktische Prüfung fallen lassen.
Michael Eden ist gelernter Einzelhandelskaufmann und kam vor einigen Jahren aus Bayern nach Bochum. Dann verlor er seinen Job. „Ich war ein Jahr lang arbeitslos, habe 70, 80 Bewerbungen geschrieben“, sagt er. Im Oktober 2009 beginnt er auf Kosten der Arbeitsagentur eine neunmonatige und 25 600 Euro teure Umschulung zum Eisenbahnfahrzeugführer. Eden: „Das war schon immer mein Kindheitstraum.“
Drei Mal durch praktische Prüfung gefallen
Doch er fiel drei Mal durch die praktische Fahrprüfung. Eden vermutet Absicht dahinter, da er sich bei der Arbeitsagentur über die Ausbildungsbedingungen beschwerte. Von Anfang an hätten Dozenten und Lehrmaterial gefehlt, sagt Eden, um praktische Fahrunterweisungen hätten sich die Kursteilnehmer selbst kümmern müssen. Zudem habe man teilweise mit 14 Leuten gleichzeitig auf einer Lok gestanden, anstatt mit drei oder vier, wie es Vorschrift sei. Auch die Zusammenarbeit zwischen der HAZ und dem Bahnbetriebswerk in Krefeld, das den praktischen Ausbildungsteil übernahm, sei miserabel gewesen.
Die erste Prüfung zum Rangierlokführer bestand Eden noch, ebenso wie alle theoretische Tests, doch die wichtigere Prüfung zum Streckenlokführer schaffte er nicht, weil er stets zu schnell gefahren sei. „Beim ersten Mal habe ich das auch eingesehen“, sagt Eden, doch beim zweiten und dritten Versuch habe man ihn wegen seiner Beschwerde absichtlich durchfallen lassen, zumal laut Eden zum Teil nur ein zugelassener Prüfer anwesend war.
HAZ: „Das stimmt alles nicht.“
HAZ-Geschäftsführer Manfred Gosker äußert zwar Verständnis für die „subjektiv schlimme Situation“ Edens, widerspricht ihm aber: „Das stimmt alles nicht. Die Prüfungskommission wurde immer von Eisenbahnbundesamt genehmigt.“ Zudem hätten 90 Prozent der übrigen Teilnehmer bereits feste Arbeit gefunden. „So schlecht kann unsere Ausbildung also nicht sein“, sagt Gosker. Er glaubt vielmehr, dass Michael Eden Verantwortliche für sein persönliches Scheitern suche, anstatt seine Untauglichkeit für den Beruf des Lokführers einzusehen.
Auch die Arbeitsagentur, die Eden einschaltete, sieht „keine Möglichkeit, die Prüfung zu wiederholen“, wie Sprecherin Sabine Hanzen-Paprotta sagt. Man werde die Vorwürfe zwar überprüfen, empfehle Michael Eden aber, eines von mehreren vorliegenden Stellenangeboten aus anderen Bereichen anzunehmen.
Derzeit arbeitet Michael Eden bei einer Zeitarbeitsfirma, sein Traum vom Lokführer endet wohl auf dem Abstellgleis.