Bochum. .
Ein großer Korruptionsfall wird seit Montag vor dem Bochumer Landgericht verhandelt. Ein ehemaliger Einkäufer (62) von BMW soll in ganz großem Stil bestochen worden sein.
Großzügige Bargeldüberweisungen, teure Formel 1-Reisen, Ausflüge nach Mallorca, Nachtclub-Besuche und ein nagelneuer Sportwagen - mit diesen Geschenken soll ein ehemaliger Teileeinkäufer der BMW AG in München von drei Zulieferbetrieben geschmiert worden sein. Der 62-jährige Münchner sitzt seit einem halben Jahr in der JVA Bochum in U-Haft. Am Montag wurde er zum Prozessauftakt vor das Bochumer Landgericht geführt.
Der schmächtig gebaute Mann war im Juni bei einer Vernehmung in den Büros der Bochumer Staatsanwälte verhaftet worden. Seitdem schweigt er zu den Vorwürfen. Neben ihm sitzen leitende Mitarbeiter (50, 56, 59) von drei Zulieferbetrieben aus dem Sauerland und Nordhessen. Ihre Unternehmen produzieren Kleinteile für die Autoindustrie. Um von dem BMW-Mann Aufträge in zweistelliger Millionenhöhe zu ergattern, hatten sie ihn der Anklage zufolge von 2002 bis 2009 mit insgesamt mehreren 100 000 Euro in bar bestochen. Hinzu kamen äußerst teure Formel-1-Reisen nach Budapest, Barcelona und nach Hockenheim sowie diverse Wochenendtripps mit wechselnder Damenbegleitung.
Das Bild eines raffgierigen Mannes, der seine Geschäftsmacht ausnutzte
Das Bild, das aus der Anklage hervorgeht, ist das eines raffgierigen Mannes, der seine Geschäftsmacht skrupellos ausnutzte. Er soll den Zulieferern regelrecht gedroht haben nach dem Motto: Entweder ihr steckt mir Geld zu - oder ihr bekommt den Auftrag von BMW nicht. Weil der Autoriese ein Hauptkunde der Zulieferer war, sollen die Forderungen erfüllt worden sein. In der Anklage heißt es, dass der damalige BMW-Einkäufer sogar dann noch, als er im Ruhestand war, Geld gefordert habe, weil er angeblich auch weiterhin Einfluss auf die Auftragsvergaben habe. Kurz darauf habe ein Zulieferer bei seinem örtlichen BMW-Händler einen Z4 für 56000 Euro bestellt und ihm dem Rentner geschenkt.
Die mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen hatten die Zulieferer laut Anklage mit Scheinrechnungen, Strohleuten und „schwarzen Kassen“ verschleiert. Einmal seien sie in den Büchern auch unter „Auslagen Karnevalsfeier“ getarnt gewesen. Anders als der Ex-BMW-Mitarbeiter waren die Zulieferer bisher geständig. Am Montag haben sich die Angeklagten noch nicht geäußert, weil der Verteidiger des 62-Jährigen einen Richter wegen einer Formalie für befangen hält. Das wird jetzt erst geklärt.
Einem der angeklagten Zulieferern wirft die Staatsanwältin auch vor, zwei Mitarbeiter von Audi und einen von Ford bestochen zu haben.