Bochum. .

Jeder dritte Erwachsene fühlt sich erschöpft und ausgebrannt. Es gibt in den vergangenen Jahren eine dramatische Zunahme besonders beim Burnout.

„Sonntagnachmittag bin beim Gedanken an den Montag gestorben. Freitagnachmittag bin ich wieder auferstanden. Dazwischen kam ich mir vor wie ein Zombie.“ Burnout. Nichts geht mehr. Für Thomas Kästner geriet der Job zum Höllenritt (Bericht oben). Der 49-Jährige hat in Bochum Tausende Leidensgenossen.

„Jeder dritte Erwachsene fühlt sich erschöpft und ausgebrannt. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Krankschreibungen wegen Burnout um 17 Prozent gestiegen“, schlägt die Techniker Krankenkasse Alarm. Prof. Dr. Georg Juckel bestätigt die aktuellen Zahlen. „Jeder dritte bis vierte Bürger durchlebt einmal im Leben eine psychische Erkrankung. In der von Stress und Leistungsdruck geprägten Arbeitswelt verzeichnen wir gerade beim Burnout eine dramatische Zunahme mit erheblichen Arbeitsausfällen“, sagt der Ärztliche Direktor der LWL-Universitätsklinik an der Alexandrinenstraße.

Burnout: Das ist für den Experten „nichts anderes als eine schwere Depression“. Ein oft jahrelanger Leidensweg mündet in der totalen Erschöpfung von Geist, Körper und Seele. Man kann und will nichts mehr tun, nichts mehr geben. Gleichgültigkeit, soziale Isolation und innere Leere stellen sich ein. Selbstmordgedanken kommen auf.

„Auch Hausfrauen können erkranken.“

Zwar sei Burnout auch im Privatleben verbreitet: „Auch Hausfrauen können erkranken.“ Betroffen sind aber vor allem Berufstätige, gleich ob Angestellte oder Selbstständige. „Die Anforderungen in nahezu allen Branchen sind enorm gestiegen. Das Berufsleben hat sich rasant beschleunigt. Hinzu kommen schwieriger werdende familiäre Verhältnisse. Folgen: Der Stress steigt, private Konflikte nehmen zu, das psychische Gerüst wankt. Wer in diesen Phasen seine Belastungsgrenze dauerhaft überschreitet, sich ständig selbst überfordert, empfindet Verzweiflung und das Gefühl, alles nicht mehr zu schaffen“, schildert Prof. Dr. Juckel.

Es gelte, früh- und rechtzeitig auf die Bremse zu treten. „Wichtig ist die ehrliche Einsicht: Ich habe ein Problem. Und das ist keine Schande. Gespräche mit der Familie, dem Partner, dem Arbeitgeber, Haus- oder Betriebsarzt können wirkungsvoll sein. Wird’s nicht besser, können wir Psycho-Doktoren mit zielgenauen Therapien oder in der Gruppenarbeit professionelle Hilfe leisten“, rät Prof. Dr. Juckel und appelliert: „Quält Euch nicht bis zum Ende, wenn es seelisch eng wird.“

Thomas Kästner bietet ein Beispiel, wie es gelingen kann, den Burnout zu bekämpfen, zu besiegen - und die Lebensflamme neu zu entfachen.