Bochum.
Die Knappschaft und der Deutsche Kinderschutzbund haben ihre „Hackedicht“-Aufklärungstour an der Heinrich-von-Kleist-Schule in Bochum gestartet.
Plötzlich wird der Komiker ganz ernst. „Seid nicht so dämlich wie die Generationen vor euch!“, ruft Eisi Gulp seinem jungen Publikum zu. „Lasst euch nicht verführen. Sagt: Ihr bekommt weder meine Kohle noch meine Gesundheit!“
Kabarett als Aufklärungsarbeit: ein wesentliches Element der „Hackedicht-Schultour“ der Knappschaft und des Deutschen Kinderschutzbundes, die am Donnerstag in der Heinrich-von-Kleist-Schule in Ger-the offiziell startete und am Freitag in der Pestalozzi-Realschule in Wattenscheid fortgesetzt wird.
Der Anlass ist alarmierend. „Schon Zehnjährige machen heute erste Erfahrungen mit Alkohol“, klagt Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes. Beim „Komasaufen“ fallen die letzten Hemmungen und Grenzen: 25 700 Kinder und Jugendliche mussten 2008 nach übermäßigem Alkoholgenuss in klinisch behandelt werden - doppelt so viele wie noch 2002. Tendenz: weiter steigend. „Auch in unseren Krankenhäusern häufen sich die Fälle von total betrunkenen Zwölf- bis 16-Jährigen, die mit Alkoholvergiftungen oder ähnlichen Symptomen eingeliefert werden. Die Mädchen haben die Jungen dabei überholt“, so der Chef der Knappschaft, Dr. Georg Greve.
460 000 Euro lässt sich die Krankenkasse mit Sitz in Bochum die „Hackedicht“-Tour kosten. In 36 Schulen in zwölf Städten wird in den nächsten Monaten vor den Gefahren des Alkohols gewarnt. Insgesamt 10 000 Jugendliche, Eltern und Lehrer sollen erreicht werden.
„Bei uns ist Alkohol kein Thema. Das Zeug schmeckt ekelig. Die Aktion finden wir trotzdem gut. Vielleicht kommen einige Jugendliche dadurch ins Grübeln“, zählten Sarah (12), Nele (13), Mareen (11) und Venice (12) am Donnerstag zu den 350 Kleist-Schülern der Klassen 7 bis 11, die das Schulfoyer füllten. Das Gymnasium hatte sich wie mehrere andere Bochumer Schulen beworben - und den Zuschlag erhalten. „Das Engagement hat uns überzeugt. Unsere Kampagne passt gut in das schon hier laufende Projekt ,Gesunde Schule’“, betont die Sprecherin des Kinderschutzbundes, Juliane Grafe.
Eisi Gulp machte an der Heinrichstraße den Anfang. Dem Münchner Schauspieler und Kabarettisten gelang es, die Schüler mit seinem ebenso witzigen wie klugen Comedy-Programm anzuregen, über den Griff zur Pulle und auch zur Zigarette nachzudenken: ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit großer, auch komödiantischer Überzeugungskraft und dem steten Appell, Nein zu sagen. Kai und Till (beide 15) lachten und dachten aufmerksam mit. Stark sein sei wichtig. Denn: „Alkohol und Rauchen haben viel mit Gruppenzwang und dem Wunsch zu tun, erwachsen und cool ‘rüberzukommen.“
Nach dem Auftakt mit Eisi Gulp wird die „Hackedicht“-Aktion nach den Weihnachtsferien fortgesetzt. Pädagogen des Suchthilfevereins Condrops kehren Mitte Januar in die Heinrich-von-Kleist-Schule zurück, um am Vormittag das Kabarettstück mit den Schülern aufzuarbeiten, am Nachmittag den Lehrern ein Unterrichtskonzept vorzustellen und am Abend mit Eltern darüber zu diskutieren, wie sie ihre Kinder vor einer Sucht- „Karriere“ bewahren können.
Hackedicht -Das Präventionsprojekt
