Bochum..

Der gestrige 25. November war weltweit der Tag „Nein zur Gewalt gegen Frauen“. Seit 1999 ist dieses Datum von den Vereinten Nationen als „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ anerkannt.

Frauenverbände und Gruppen nutzten den Internationalen Tag, um auf die Situationen von Frauen aufmerksam zu machen. Der Verband „Courage“ etwa thematisierte alle Facetten von Gewalt (in der Ehe, im Krieg, in Diktaturen) in einer Straßen-Theaterinszenierung am Engelbert – entwickelt von Vesna Buljevic und Desireé Baier. Von den Opfern in Afghanistan, im Iran, von Vergewaltigung und Beschneidung schlugen die Darstellerinnen den Bogen zur Unterdrückung der Frauen in der Wohlstandsgesellschaft.

Parallel luden evangelische und katholische Frauen zu einer kurzen Meditation in der Pauluskirche ein. Anschließend starteten sie mit einigen Dutzend Teilnehmern zu einer Prozession; „eine Mischung aus Prozession und Demonstration“, erklärte Eva-Maria Ranft vom Frauenreferat im evangelischen Kirchenkreis. Mitarbeiterinnen der Bochumer Beratungsstelle „Nora“ hatten Lampions mitgebracht. An drei Stationen wurde das Thema Gewalt – auch in Deutschland – in Texten aufgegriffen, Endpunkt war die Kapelle des Elisabethkrankenhauses. Fürs kommende Jahr wollen die Frauenverbände ihre Kräfte bündeln.

Denn Gewalt gegen Frauen findet nicht nur in Ländern wie im Iran statt; auch in Bochum werden Frauen missbraucht und unterdrückt. Das hiesige Frauenhaus (Träger ist die Caritas) kennt die Opfer männlicher Übergriffe. „Seit Anfang des Jahres haben 99 Frauen mit 96 Kindern bei uns Schutz gesucht“, berichtet Leiterin Ulrike Langer. Die Fallzahlen seien seit Jahren unverändert hoch, Bochum und bundesweit.

Eine 2004 erschienene repräsentative Studie der Bundesregierung zum Thema „Gewalt gegen Frauen in Deutschland“ zeigt, dass jede vierte Frau in ihrem Leben einmal oder mehrmals Formen von körperlicher oder sexueller Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt und damit zum Opfer von häuslicher Gewalt wird.

Für die Betroffenen haben die Gewalterlebnisse gravierende Folgen. „Neben den körperlichen Verletzungen leiden die Frauen vor allem unter dem Verlust ihres Selbstwertgefühls“, weiß Ulrike Langer aus dem Beratungsalltag zu berichten. Oft kommt es dadurch zu Angst- und Schlafstörungen, aber auch Depressionen oder sogar Selbstmordgedanken können auftreten. Wenn sie ins Frauenhaus fliehen, lassen sie die Wohnung und oft auch das gemeinsame Eigentum zurück.

Langer: „Die neue rot-grüne Landesregierung hat zwar im Koalitionsvertrag angekündigt, die von der CDU abgeschaffte vierte Personalstelle wieder einzuführen. Außerdem ist geplant, künftig jeder von Gewalt betroffenen Frau und jedem ihrer Kinder kostenlose Zuflucht in einem Frauenhaus zu garantieren, jedoch lässt die Umsetzung dieses Vorhabens weiterhin auf sich warten.“

Frauenhäuser gelten auch nach 30 Jahren in Nordrhein-Westfalen immer noch als Modellprojekt. Ihre Finanzierung ist eine freiwillige Leistung von Bund, Land und Kommunen, ist somit nicht garantiert. Das Land hatte 2006 seine Zuschüsse um 30 Prozent gekürzt.

Ulrike Langer wünscht sich: „Wir würden gerne unsere ganze Kraft für die Unterstützung unserer Bewohnerinnen einsetzen, anstatt immer wieder prüfen zu müssen, ob mit der Aufnahme einer Frau auch unsere Finanzierung gesichert ist.“