Bochum.

Einst ging hinein, wer dringend musste. Heute öffnet die Tür, wer etwas Neues erleben will – das ehemalige Klohäuschen an der Herner Straße/Nordring hat sich zu Bochums kleinster Galerie entwickelt.

Der Kölner Künstler Achim Zeman hat dem entkernten Schauraum jetzt eine eigens konzipierte Installation gewidmet. „Liquid“ heißt sie, zu deutsch: flüssig. Passt doch.

Aufwändige Renovierung

Jahrelang stand die 1912 errichtete Schnellbedürfnisanstalt unbeachtet und ungenutzt neben der Eisenbahnunterführung gegenüber vom Bergbaumuseum. Bis der Bochumer Fotojournalist Michael Korte dem Zwergbau eine neue Funktion andachte. Nach freudigem Kopfnicken seitens der Stadt und aufwändiger Renovierung beherbergt der formal als „Portikus“ bezeichnete Bau nun ein Forum für zeitgenössische Kunst, kühn „Neonhalle“ benannt.

Die Fläche ist klein, doch sind 150 m2 einschließlich Decke, Säulen, Wände und Boden nicht zu unterschätzen. Man kann etwas damit anfangen – und Achim Zeman kann. Der gebürtige Stuttgarter hat sich eingehend mit der Struktur des Portikus befasst und präsentiert mit „Liquid“ seine Sicht auf die Geschichte und Gegenwart des Häuschens. Die Arbeit ist temporär, nach ihrem Ende wird sie nicht wieder zu sehen sein.

Irritation kann sich einstellen

Der Betrachter fühlt sich unmittelbar nach Eintritt hineingeschmissen in einen scheinbar improvisierten Sog aus cyanblauen Folienschnipseln. Sie bedecken Wände und Boden, sie sind überall. Irritation kann sich einstellen. Doch ist hier nichts zufällig, wie der 49-Jährige versichert; im Gegenteil sei seine Arbeit nach einem penibel erstellten Bauplan entstanden – mit rund 4500 Teilen in fünf Tagen. An manchen Stellen sind noch ein paar Kritzeleien zu sehen, die an die Vergangenheit der Bedürfnisanstalt erinnern. Die älteste stammt vom 17.7.1990. Damals suchte ein armer Wicht Kontakt.

„Liquid“ läuft bis zum 16. Januar 2011; Öffnungszeiten: fr 18-21, sa & so 13-16 Uhr.