Bochum. .

Was hat die Kulturhauptstadt 2010 für Bochum gebracht? In einer vierteiligen Serie spürt die Redaktion dieser Frage nach. Im dritten Teil geht es um verpasste Chancen, aber vor allem um das, was sich kulturell alles tat Und das war viel.

Was bleibt von den Anregungen, Verpflichtungen, Anreizen, die von der großen Idee „Kulturhauptstadt“ ausgingen, in Bochum haften?

„Wenig!“, sagen die Einen: Das Konzerthaus wurde nicht gebaut, das Goosen-Kleinkunsttheater kam nicht, im kreativen Viktoriaquartier leuchtet lediglich die Reklame über dem Lidl-Supermarkt, von einem über die Stadtgrenzen ausstrahlenden ureigenen Bochumer 2010-Vorhaben war/ist ebnfalls nix zu sehen.

Was lief tief im Westen?

„Viel!“, sagen die Anderen (meist Politiker und Verwaltungsfachleute), und verweisen darauf, wie prominent die Rolle war, die Bochum im 2010-Paket einnahm. Tatsächlich hat sich hierzulande eine ganze Menge abgespielt, wie ein kurzer, ausdrücklich nicht vollständiger/repräsentativer Rückblick zeigt. Was also lief tief im Westen anno 2010?

Drei Aktivitäten haben bleibende Werte geschaffen: Einmal der Kunst-Kubus im Weitmarer Schlosspark, der zwar hauptsächlich vom Land finanziert wurde, dessen Eröffnung aber ein veritabler Bochumer Leuchtturm im K-Hauptstadjahr war. Ebenfalls auf immer mit der Erinnerung an „2010“ verbunden bleibt der „Schwarze Diamant“, der mondäne Anbau einer Ausstellungshalle am Bergbaumuseums. Und auch der „Platz des Europäischen Versprechens“ vor der Christuskirche, der bis Ende des Jahres endlich fertig werden soll - wenn auch in geradezu grotesk abgespeckter Form.

Vielfältige kulturelle Angebote

Kaum zu zählen waren die vielfältigen kulturellen Angebote, von der RuhrTriennale bis zur Premiere der Schauspielhaus-Intendanz von Anselm Weber, von der Festausstellung zum 50. Bestehen des Museums bis zum „das Fremde“-Projekt im Stadtarchiv, von den Aufführungen im Prinz Regent Theater bis zu den Kooperationen und Präsentationen des Künstlerbundes („Starke Orte“), des Kunstvereins, der Galerien. Von den Aktivitäten der BoSy und ihres Mastermind Steven Sloane nicht zu reden, auch nicht von den avantgardistischen „Grubenklang Reloaded“-Aktivitäten des Bochumer Komponisten Georg Gräwe. Auch K.I.C.K. – die Wandlung der Christ-König von einer Andachtsstätte zur Kunstgalerie – bleibt eng mit dem Begriff „Ruhr 2010“ verknüpft.

Ein markanter Schwerpunkt lässt sich dazu ausmachen: Das gewiss besonders zukunftsfähige Thema „Jugend“ wurde vergleichsweise ausführlich beackert. Verschiedene Strömungen und Ansätze liefen dabei zusammen; die artistischen Urbanatix-Shows, das künstlerische Renegade-Projekt mit dem Schauspielhaus, die subkulturellen Erregungen der Poetry Slam-Meisterschaften.

Thema „Jugend“ war gut besetzt

Gleichwohl gilt (ohne das Genannte relativieren zu wollen): die allermeisten dieser Projekte, Konzerte, Ereignisse wären eh’ eingetreten, Ruhr 2010 hätte es dazu nicht zwingend gebraucht. Denn Bochum ist eine pulsierende Kulturstadt, die unwahrscheinlich viel zu bieten hat - egal, ob’s stürmt oder schneit.

Vielleicht ist das noch das größte Problem, dass diese schöne, stolze Tatsache viel zu wenig betont wurde.