Bochum. .

Ein chronischer Ladendieb, der mit der Beute seine Drogensucht finanzieren wollte, ist am Montag zum 22. Mal verurteilt worden. „Ein armer Kerl“, sagte der Verteidiger.

Verurteilungen können den Dieb (39) nicht mehr nennenswert beeindrucken. Im vorigen Mai wurde er von Richter Dr. Axel Deutscher zu zwei Jahren Haft wegen wiederholten Diebstahls verurteilt - doch noch am selben Mittag ging er schon wieder klauen. Dafür wurde er am Montag zu weiteren 15 Monaten Haft verurteilt. Das ist jetzt seine 22. Bestrafung, fast alle wegen Diebstahls.

„Er ist kein Gewohnheitsverbrecher, sondern ein armer Kerl.“

Der arbeitslose Dachdecker ist seit über 20 Jahren heroinsüchtig. Das kostet viel Geld. Geld, das er nicht hat. Er stehle, sagte der Richter, „nicht aus Spaß an der Freud, sondern um seine Drogensucht zu finanzieren“. Verteidiger Christoph Pindur drückte das so aus: „Er ist kein Gewohnheitsverbrecher, sondern ein armer Kerl.“

Diesmal ging es um fünf Diebstähle. Beute: Schnaps, Kaffee, Zigaretten - und sieben Damenblusen in Größe XL. Immer wurde er erwischt. Der Gesamtwert betrug einige hundert Euro. Der Dieb wollte die Beute verticken, um so ein paar Euro für Rauschgift zu haben. An wen er die weiten Damenblusen verscheuern wollte, verriet er nicht.

„Ich werde mein Leben lang substituiert werden müssen.“

Mehrfach hatte die Justiz ihn von der Verbüßung von Haftzeiten verschont, damit er ersatzweise eine Therapie in einem Heim machen kann. Das ging immer schief, auch zuletzt: „Ich hatte das Pech“, sagte er gestern, „dass drei Leute auf meiner Abteilung Heroin verkauft hatten.“ Da sei er wieder schwach geworden. Er macht sich selbst nichts vor: „Ich werde mein Leben lang substituiert werden müssen.“ Mit Drogenersatzmitteln. Auch diesmal gewährte ihm das Gericht eine Therapiechance, die auf die Haftzeit anrechenbar wäre.