Bochum.
Gemeinsam gegen „KiBiz“: Die 450 Beschäftigten der 43 Evangelischen Kindertageseinrichtungen in Bochum fordern eine Reform des Kinderbildungsgesetzes in NRW.
Seit zwei Jahren ist das von der schwarz-gelben Landesregierung erlassene „Gesetz zur frühen Bildung und Förderung von Kindern“ (KiBiz) in Kraft. Ute Reddig, Leiterin der Kita Gethsemane an der Dorstener Straße in Hamme, zieht im Namen ihrer Kolleginnen eine verheerende Bilanz: „Ein kompletter Berufsstand ist an seine Leistungsgrenze gestoßen. Wir sind am Limit. Wir können nicht mehr!“
Sämtliche Ziele von KiBiz - u.a. der Ausbau der Plätzen für unter Dreijährige, flexiblere Öffnungszeiten, Sprachförderung - seien verfehlt worden. „Wir haben gelernt, dass frühkindliche Bildung und soziale Entwicklung wichtig sind. Nur kosten darf es nicht viel“, zürnt Ute Reddig. Den Trägern fehle es dramatisch an Geld und Personal. „Die Belastungen für die Erzieherinnen vor Ort sind nicht mehr tragbar. Und wer in den Beruf einsteigen will, erhält aufgrund der unseligen Buchungszeiten (Eltern ordern ein Kontingent an Betreuungsstunden, die Red.) nur befristete Verträge.“
Die Mitarbeiterinnen der Evangelischen Kitas mit insgesamt 2800 Plätze verlangen „Resultate, keine Phrasen“. Bei einer Versammlung haben sie ihre zentralen Anliegen auf „Stolpersteine“ gepinselt. Sie sollen den steinigen Weg symbolisieren, der KiBiz für ihre Arbeit mit den Kindern bedeute: „Der Alltag gleicht immer mehr einem steinigen Acker.“
Den will die SPD kräftig umpflügen. „Von dem alten Gesetz wird nicht mehr viel übrig bleiben“, versprach SPD-Landtagsabgeordneter Serdar Yüksel am Montag bei einem Besuch in der Kita Gethsemane. Die rot-grüne Minderheitsregierung strebe eine „Generalrevision“ des KiBiz-Gesetzes an. Dafür würden zusätzlich 300 Mio. Euro bereit gestellt. Dringend erforderlich sei insbesondere der weitere Ausbau der U-3-Betreuungsplätze. Zum Jahresende sei mit einem ersten Referentenentwurf zu rechnen.
„Inzwischen gibt es auch Signale aus der CDU, wo die Überzeugung wächst, dass KiBiz nicht der Weisheit letzter Schluss ist“, erklärte Serdar Yüksel, der die Hammer Kita mit schwerem Gepäck verließ: Die in einen Sack gefüllten Kieselsteine der Erzieherinnen sollen die Politiker in Düsseldorf mahnen, gemeinsam mit Erzieherinnen und Eltern ein gutes Gesetz zu erarbeiten.
Fürsprecher hat die Kita bei der SPD Hamme. Pressesprecher Klaus Amoneit fand gestern klare Worte: „Für zehn Kinder unter drei Jahren gibt es hier zwei Stellen. Die Kindergartenleiterin nennt das unzureichend. Ich bezeichne einen solchen Personalschlüssel als Körperverletzung!“