Bochum. Sie hießen Angelo, Isolina oder Giancarlo, als sie einst aus den italienischen Tälern Zoldo und Cadore ins Ruhrgebiet kamen, meist nur über den Sommer blieben und leckeres Eiskaltes aus ihrem Bottich zauberten: Die Gelatieri – die Eismacher, jetzt ist ihnen eine Ausstellung gewidmet.

Die Traditions-Eisdiele De Lorenzo in Witten in den 1960er Jahren. Foto: privat
Die Traditions-Eisdiele De Lorenzo in Witten in den 1960er Jahren. Foto: privat

„Eiskalte Leidenschaft” heißt die Ausstellung im Industriemuseum Zeche Hannover über italienische Eismacher im Ruhrgebiet, am Wochenende war Eröffnung.

Speiseeis und Eisen: Wer die leicht schwingende, stählerne Treppe zum Industriemuseum in Hordel nach dem Besuch hinabsteigt, wusste nun, wie mühsam das damals war, das Eismachen. Da wurde eine Masse aus Mehl, Ei und Zucker mit einer Kurbel zusammengerührt, auf 85 Grad erhitzt und dann im Metallbehälter gekühlt. Der steckte nämlich in einem Holzbottich und die Zwischenwände wurden mit zerstoßenem Stangeneis und Salz gefüllt. So kroch die Kälte in das Speiseeis.

Silberner Löffelhalter von Faghera

Giovanni Martini mit seinem Eiskarren auf den Straßen Recklinghausens, um 1910. Repro: Angelo Martini
Giovanni Martini mit seinem Eiskarren auf den Straßen Recklinghausens, um 1910. Repro: Angelo Martini © wr dortmund

Das kann man auf Texttafeln der Ausstellung nachlesen und dabei so allerlei interessante Gerätschaften betrachten. Ein Waffeleisen zur Eishörnchenproduktion zum Beispiel. Oder den 99 Jahre alten, weißblau lackierten Eiswagen mit der Aufschrift „Gelati”, den Angelo Martini einst durch Recklinghausen schob.

Vom Bochumer Eiscafe´ Faghera stammen mehrere Eisbecher und ein silberner Löffelhalter aus den 30er Jahren. Diese Stücke, erfuhr man, waren die einzigen, die aus Trümmern geborgen wurden, nachdem die Eisdiele von Anne Faghera im Krieg zerstört worden war.

Polizei verbot Eisverkauf an Kinder

1910 war Eisverkaufen offenbar kein Kinderspiel. Eine Polizeiverordnung verbot aus Gesundheitsgründen die Abgabe von Speiseeis an Kinder unter 16 Jahren, zu Spielplätzen mussten die Gelatieri sogar einen Abstand von 200 Metern einhalten.

Auch über das Leben der Eismacher und ihrer Frauen erfährt man einiges, über ihre Rollenverteilung im Geschäft etwa. Oder dass es üblich war, dass die Kinder im Sommer bei den Großeltern aufwuchsen und erst die Wintermonate, wenn die Eltern aus Deutschland nach Italien zurückkehrten, mit ihnen familiär verbrachten.

Bis in die 50er Jahre, heißt es, wurden nur fünf Sorten angeboten: Vanille, Erdbeer, Schokolade, Zitrone und Mokka. Erst später klang das mit Malaga und Stracciatella schon mehr nach Mittelmeer.