Bochum. Im Schülerlabor der Ruhr-Universität können bei einem Projekt echte Daten des CERN von Oberstufenschülern ausgewertet werden. Die „Teilchenwelt-Masterclasses“ machens möglich. Ein Besuch im Labor.

Detektor? Jet? Tau-Ereignis? Was es damit auf sich hat, können einem die 16 Schüler des Dortmunder Heinrich-Heine-Gymnasiums jetzt sicher erklären. Sie nahmen an dem Pilotprojekt „Teilchenwelt-Masterclass“ im Alfred-Krupp-Schülerlabor an der Ruhr-Universität teil. Hier konnten die Oberstufenschüler erstmals in die Rolle eines Teilchenforschers schlüpfen und echte Daten auswerten, die am Forschungszentrum CERN in Genf aufgezeichnet wurden.

„Teilchenphysik kommt im normalen Schulunterricht kaum vor“, erklärt Projektleiterin Julia Suckut, „und das, obwohl es ein Thema ist, das viele sehr bewegt.“Seit April bietet das „Netzwerk Teilchenwelt“ bundesweit Schülern die Möglichkeit, sich in sogenannten „Master-classes“, einen Tag als Teilchenforscher zu betätigen.

Pilotprojekt mit vielen Betreuern

Dabei lernen die Jugendlichen unter fachkundiger Betreuung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, echte Daten von Teilchenkollisionen auszuwerten. Bisher wäre das nur an den jeweiligen Schulen selbst möglich gewesen, das Alfred-Krupp-Schülerlabor an der Ruhr-Universität sei das erste Schülerlabor, das dies nun auch anbietet, erläutert Julia Stuckut.

Daher sind hier beim Pilotprojekt auch sehr viele Betreuer anwesend. Man möchte schauen, wie das Ganze funktioniert. Neben Professor Dr. Christian Zeitnitz, von der Bergischen Universität Wuppertal mit seiner Doktorandin Julia Fischer, können sich die Schüler auch an Professor Dr. Ulrich Wiedner und Dr. Matthias Steinke vom Institut für Experimentalphysik der RUB wenden.

Morgens zwei Vorlesungen

Auch Projektleiterin und Diplom-Physikerin Julia Suckut steht für Fragen zur Verfügung. Dabei auch der Physik-Lehrer Klaus Vollmer der Schüler. Er hatte sich dafür eingesetzt, dass seine Schüler an dem Projekt teilnehmen dürfen: „Ich finde das sehr interessant, eine wirklich gute Sache“.

Die Schüler bekommen innerhalb eines Tages einiges geboten. Es beginnt morgens zur schülerfreundlichen Zeit von 9 Uhr mit zwei Vorlesungen. Zuerst bekommen sie eine Einführung in die Teilchenphysik, danach wird erklärt, wie so ein Detektor eigentlich funktioniert. Detektoren messen, in welche Richtung die Teilchen abgelenkt wurden, nachdem sie aufeinander geschossen wurden und welche Teilchen durch die Kollision neu entstanden sind.

Wie richtige Teilchenphysiker

Danach geht's zur Mittagspause in die Mensa, hier kann studentische Luft geschnuppert werden. Gesättigt werden die Schüler dann in zwei Gruppen durch die Labore des RUB-Instituts für Experimentalphysik geführt. Danach gibt es eine weitere Einführung von Professor Dr. Zeitlitz, diesmal in das Programm, mit die Daten des Detektors „DELPHI“ - es wurden zwei Protonen aufeinander geschossen - von den Schülern im Computerraum ausgewertet werden.

„Das ist das, was die richtigen Teilchenphysiker auch mit den CERN-Daten machen“, erklärt Julia Suckut begeistert. Die Ergebnisse der Schüler werden danach mit den professionell ausgewerteten Daten verglichen. Die Schüler verarbeiten also keine aktuellen Daten, erkennen aber bei der Bearbeitung, wie am CERN gearbeitet wird.

Jetzt im November soll das nächste Schülerlabor-Projekt starten. „Das Projekt scheint hier auf großes Interesse zu stoßen“, sagt die Projektleiterin stolz. Diesmal hat sich auch schon eine Bochumer Schule angekündigt.