Im Tierpark gab's ein dichtes Programm für Familien und insbesondere ihren Nachwuchs, bei dem die Tierwelt nicht aus den Augen geriet.
Es muss ein ziemlicher Zufall gewesen sein. Aber als sich die Oberbürgermeisterin auf ihrer Runde durch den Tierpark nicht nur räumlich auf dieselbe Ebene begab, die die heimlichen Hauptpersonen des „Bochumer Familientages 2009” (nämlich die Kinder) einnahmen, sondern auch den kleinen Schwatz suchte – da sprach sie ausgerechnet mit einem zum „Panzerknacker” umgeschminkten Jungen. Bloß gut, dass dies keiner von der politischen Konkurrenz sah: Angesichts der kommunalen Haushaltssituation hätte das im Wahlkampf zu etlichen mehrdeutigen Auslegungen geradezu den Steilpass geliefert.
Einmal im Jahr gibt's im heimischen Tierpark, der ja ohnehin üblicherweise das Ziel von Familien ist, einen ausgesprochenen „Familientag”. Dann ist nicht nur der Eintritt für den Nachwuchs frei, es präsentieren sich zudem 30 und mehr Bochumer Organisationen, die alle irgendwie mit dem gesellschaftlichen Basisbaustein zu tun haben. 3500 Besucher kamen im Vorjahr - ungefähr so viele dürften es jetzt wieder gewesen sein, wenn es auch im Nachmittagsbereich zu nieseln anfing. Gewiefte Eltern konnten jedenfalls den Begriff „Schafskälte” in passender Umgebung erklären oder warum Pinguine nicht frieren.
Jedenfalls umstanden schon am frühen Mittag etliche Besucher das kleine Areal gleich hinter dem Eingangsbereich, wo sich die jüngsten Tänzer der Natorpschule (und weiterer) sowie des Balletthauses mit grazilen Bewegungen einbrachten. Musik gab's reichlich, Tänze ebenfalls und schließlich auch Sportakrobatik oder „Dinge, die Theater machen”.
Etliche der 35 teilnehmenden Vereinigungen hatten neben dem Infomaterial attraktive „Lockvögel” mitgebracht. Von den diversen Schmink-Gelegenheiten abgesehen, konnte man sich beispielsweise bei der multikulturellen Ifak seinen Namen mit Nägeln auf Holz bilden. Das Jugendrotkreuz zeigte die Technik der Mund-zu-Mund-Beatmung und ließ auch kleinere Kinder zur Erprobung an die Schulungspuppe. Bloß die Ponystation war am Sonntag geschlossen, stattdessen konnte man sich bei der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin den Blutzuckerwert messen lassen.
Was genau OB Scholz mit dem jungen Panzerknacker besprach, ist nicht öffentlich geworden. Vermutlich hat sie ihn aber auf die Angebote der Musikschule hingewiesen, wo man sich schräg gegenüber an Flöte und Trompete, Waldhorn oder Tuba erproben konnte. Böse Menschen haben ja bekanntlich keine Lieder – und so könnte man die Unterredung mit gutem Willen gewiss auch als Versuch der Resozialisierung auslegen.