„Unsere Generation ist zu still. Senioren müssen auch in Deutschland endlich ihre Stimme erheben“: Hans Burggraf ist Landesvorsitzender des Seniorenverbandes BRH.

Weil sich Rentner nicht wehren, versteht sich der Verband (Bund der Rentner, Ruhestandsbeamten und Hinterbliebenen) als Sprachrohr älterer Menschen. Er erwuchs aus dem öffentlichen Dienst, hat sich im vergangenen Jahr allen Rentnern geöffnet und will sich nun auch im Sinne der Integration um alte Menschen mit Migrationshintergrund bemühen. „Früher war es ein Kaffeekränzchen, aber heute kümmern wir uns ernsthaft um mehr politischen Einfluss“, sagt Burggraf.

Beim Delegiertentag Mittwoch und Donnerstag in Bochum geht es darum, sich als Verband neu zu orientieren. „Wie stellen wir uns auf aktuelle Notwendigkeiten ein, wie können wir Lobbyarbeit leisten und Mitglieder werben? Wichtig ist, auf Sachthemen ad hoc zu reagieren.“

Der demografische Wandel mache die Generation 60+ zu einer starken Gemeinschaft, die laut Burggraf noch immer zu schwach sei: „Der Rentner klagt und klagt, geht aber nicht auf die Straße.“ Der Verband, der als Ortsorganisation auch in Bochum vertreten ist, will auch schwer erreichbare Menschen, etwa in Pflegeheimen, ansprechen. Denn Themen und Aufreger gebe es zuhauf. Burggraf zählt die Pflegestufen-Regelung auf, die medizinischen Dienste, finanzielle Einbußen für Rentner und das Sicherheitsgefühl – Angst vor Straftaten ist das BRH-Jahresthema.

Gesucht werden Wege, wie die Ortsverbände Anliegen der Senioren transportieren können. „Wir Senioren sind eine starke Gruppe und wollen auch als solche wahrgenommen werden.“ Da Rentnern kein Druckmittel wie etwa ein Streik zur Verfügung stehe, müsse das Engagement über Öffentlichkeit und politische Ansprache erfolgen.

Der Verband besteht seit nunmehr 60 Jahren und hat sich in seiner Arbeit umgestellt. genutzt wird verstärkt das Internet, um seine Klientel zu erreichen. Regelmäßig sucht der BRH den Kontakt zu Politikern und wird nicht müde, ihnen auf die Finger zu klopfen: „Wir gehörten zu den Ersten, die mit Hannelore Kraft sprechen konnten, als sie Ministerpräsidentin wurde. Uns stört, dass Senioren nicht dem Ressort Generationen zugeschlagen wurden, sondern unter Soziales fallen. Das grenzt aus und klingt nach Pflegefällen“, erklärt Burggraf. Um eine starke Gemeinschaft zu bilden, sucht der Verband den Schulterschluss mit weiteren Seniorenverbänden.

Gefordert wird eine Verstärkung des Verbandes durch ein Netzwerk der Seniorengruppen innerhalb der Kommunen sowie eine „ehrlichere, vorausschauende Finanzpolitik“. Die gut hundert Delegierten wollen mit ihrer zweitägigen Zusammenkunft die Senioren der Region ermuntern, ihr Potenzial stärker zu nutzen.