Bochum. .
Betrug die Geldbeute nur 1500 Euro oder doch 35.000 Euro? Dieser Frage geht seit Freitag das Bochumer Landgericht nach. Dort hat ein 20-jähriger Fensterreiniger gestanden, eine Bochumer Spedition mit Schusswaffen überfallen zu haben.
„War es das wert?“, fragte die Verteidigerin ihren Mandanten, der seit fast sechs Monaten in U-Haft sitzt. „Nee“, sagte der 20-Jährige vor dem Bochumer Landgericht. Insgesamt 1500 Euro Bargeld will er mit drei Komplizen bei einem bewaffneten und maskierten Raubüberfall auf eine Bochumer Spedition erbeutet haben. Die Anklage geht aber von 35 000 Euro aus.
Der Raubüberfall am Mittag des 26. November 2009 war filmreif. Laut Anklage soll es sich folgendermaßen abgespielt haben: Der Angeklagte ging ins Büro der Spedition und fragte um einen Job als Fahrer. Nachdem er bereits wieder auf der Straße war, kehrte er zurück ins Büro - aber mit zwei maskierten Komplizen. Mit Schusswaffen bedrohten sie vier Angestellte. Dann raubten die Täter den Tresor und die Geldkassetten aus (33 000 Euro in bar) sowie die Geldbörsen der Opfer und sperrten alle vier in einen Toilettenraum ein. Den Schlüssel warfen sie weg. Mit einem Firmenwagen und ein paar ebenfalls gestohlenen Handys flüchteten sie dann. Die Opfer wurden kurz darauf von einem Unbeteiligten befreit.
Ein Anfängerfehler hat ihn überführt
Der Angeklagte gibt das Verbrechen zu, mit wenigen Einschränkungen. Erst sechs Monate danach war er erwischt worden. Er war wegen eines anderen Diebstahls festgenommen worden - und hatte in der Jacke noch den Kfz-Schein des damals geraubten Autos. Ein Anfängerfehler. Die Mittäter sind bis heute allerdings unerkannt.
Der Angeklagte, ein angelernter Fensterreiniger aus Dortmund, sagte vor der 8. Strafkammer, dass er in einer Spielhalle von einer „Spielhallenfreundschaft“ zu dem Überfall angeworben worden sei. Seine Antwort: „Ich habe jeden Tag Zeit.“ Er kenne aber nur den Vornamen des Anstifters. Bei dem Raub selbst sei der Mann nicht dabei gewesen. Die beiden Komplizen kenne er nicht.
Jubelfoto mit Geldscheinen
Es gibt ein Handy-Foto des Angeklagten: Es zeigt ein paar Leute, die mit viel Geldscheinen jubeln. Das Geld aus der Spedition? Nein, sagt der Angeklagte. Das seien nur Gewinne aus einer Spielhalle.
Der Prozess wird fortgesetzt.