Bochum. .

Seit Beginn des Jahres steigen in ganz Deutschland die Mieten, teilweise drastisch um bis zu 14 Prozent. Das ermittelte im September das unabhängige wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Beratungsunternehmen Empirica.

Doch was für Städte wie Berlin, Düsseldorf oder München gilt, gilt noch lange nicht für Bochum und das Ruhrgebiet. Im aktuellen Bochumer Mietspiegel vom April dieses Jahres liegen die Mieten im statistischen Mittel nur fünf Cent über der letzten Erhebung von 2008. Die geringfügige Steigerung stellt die große Ausnahme im Bundestrend dar.

Aber wieso entwickeln sich die Mieten an der Ruhr so anders als in der Rheinschiene? Aichard Hoffmann vom Mieterverein Bochum begründet das mit „sinkenden Bevölkerungszahlen“. Doch die Menschen wanderten nicht ab „weil es hier hässlich wäre. An der Ruhr wohnt es sich kein Stück schlechter als anderswo“, ist Hoffmann überzeugt. Schuld sei der Arbeitsplatzmangel. Und ein Überangebot an Wohnraum lasse „keinen besonderen Spielraum für Mieterhöhungen“.

Annington: Leichte Steigerungen in den letzten Jahren, aber keine großen Veränderungen

Katja Weisker, Sprecherin der Deutschen Annington, die 7848 Wohnungen in Bochum besitzt, kann das bestätigen: „Es gab leichte Steigerungen in den letzten Jahren, aber keine großen Veränderungen.“ Auch sie nennt die demographische Entwicklung als Ursache. Daher geht Hoffmann auch nicht davon aus, dass sich an diesem Trend so bald etwas ändert. Zwar würden sich die Mietpreise auch „kaum nach unten entwickeln“, aber schon heute würden viele Wohnungen letztlich nicht zum angebotenen Preis vermietet. Lediglich die Modernisierungswelle, die nach Hoffmanns Auffassung aber „nicht schnell und umfänglich“ um sich greife, mache eine „Verteuerung realistisch“.

Das lässt sich auch aus den neuesten Zahlen des Konjunkturbarometers des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW) ableiten. Demnach wollen die befragten Firmen 70 Prozent ihres Investitionsvolumens zur Modernisierung des Bestands aufwenden, nur 30 Prozent für den Neubau. Allerdings bräuchten Mieter keine Angst vor Horrorszenarien mit sprunghaft steigenden Mieten zu haben, beruhigt Hoffmann. Die viel diskutierte Umlage, nach der Vermieter elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Miete aufschlagen können, „greift ins Leere und scheitert am Markt“, solange niemand bereit sei, diese Mieten zu zahlen. Deshalb seien auch die im Rahmen des Wettbewerbs „Innovation City Ruhr“ vorgestellten Projekte „begrüßenswert“. Hoffmann wünscht sich aber, „dass Antworten gefunden werden, wie diese zu bezahlbaren Mieten realisiert werden können.“