Bochum.

. Neuentdeckungen und Arrivierte, Literaten, Musiker, Auftrittskünstler. Dafür stand mehr als ein Jahrzehnt lang das Macondo-Literaturfestival, das sich mit der elften Ausgabe vom 20. bis 24. Oktober aus dem Bochumer Veranstaltungskalender verabschiedet.

Petra Vesper und Frank Schorneck haben mit ihrer halbjährlich erscheinenden Macondo-Zeitschrift und mit dem gleichnamigen Festival oft bewiesen, dass sie über einen guten Riecher verfügen, was literarische Talente angeht. Mit der letzten Ausgabe landen sie nun einen quasi finalen Coup. Kürzlich wurde Melinda Nadj Abonji mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet, eigentlich eine Außenseiterin auf der Shortlist, und doch eine Bochumer Bekannte. 2004 war Abonji mit ihrem Roman „Im Schaufenster im Frühling“ zu Gast beim Macondo-Debütantenball. Für die 2010er Ausgabe war Abonji schon vor der Verleihung der Buchpreis-Auszeichnung gebucht; am 23. Oktober wird sie also mit dem Musiker „Jurczok 1001“ eine musikalische Performance zwischen Lesung, Loops und orchestralem Sound abliefern.

Rotunde ist ideal geeignet

Ort des Geschehens ist die Rotunde, der neue Veranstaltungsort im alten Katholikentagsbahnhof. Damit geht für die Veranstalter ein Wunsch in Erfüllung. Erstmals verfügt das Festival, das über die Jahre unzählige Orte bespielte, über einen festen Standort. Die Rotunde ist ideal geeignet, bietet sie doch Platz genug, Musik und Literatur räumlich angenehm zu verbinden.

Das ist bei allen Veranstaltungen geplant: gleich zum Auftakt gibt es dahingehend einen absoluten Leckerbissen. Zu Gast am Donnerstag, 20. Oktober, ist Julian Dawson. Der Singer/Songwriter, Journalist und Autor wird seine Biografie über Nicky Hopkins vorstellen. Hopkins war als Sessionmusiker der 60er bis 80er Jahre eine Legende und prägte mit seinem Klavierstil so berühmte Songs wie „Sympathy for the Devil“, „Revolution“ und „You Are so Beautiful“. Dawson wird über diesen „unbesungenen Helden“ vieler Plattencover lesen, und auch dessen Songs zum Besten geben.

Debütantenball und Ehemaligentreffen

Institutionen des Macondo-Festivals sind der Debütantenball und das Ehemaligentreffen. Beide in diesem Jahr exquisit besetzt. Mit ihren Debüts gastieren am 21. Oktober Annika Scheffel, Sascha Reh und Inger-Maria Mahlke, für die Musik wird DJ Bene von Randow sorgen. Bochumer „Comebacks“ feiern am 22. Oktober die in Bochum geborene Jana Scheerer mit ihrer USA-Satire „Mein innerer Elvis“, Mariana Leky, die ihren bei Dumont erschienen Liebesroman „Die Herrenausstatterin“ mitbringt, und Lucy Fricke, die mit dem tollen „Ich hab’ Freunde mitgebracht“ bei Rowohlt verlegt wird. Das Trio bekommt Unterstützung von der Musikerin Janin Johannson, die mit Elvis-Songs eigentlich Scheerer auf ihrer Tournee begleitet. Auch diesmal ist eine Kinderlesung im Programm (Fritzi Bender, 24. Oktober, 15 Uhr), ehe Lyrik die Macondo-Ära abschließt. Sonntagabend lesen Marion Poschmann, Adrian Kasnitz und Christoph Wenzel, die Gitarre spielt Serge Corteyn.

Aufwand wurde zu groß

Das verdiente Literatur-Event endet mit seiner 11. Ausgabe, weil Vesper und Schorneck nebenberuflich und ehrenamtlich den Organisationsaufwand nicht mehr leisten können. „Wir mussten die Notbremse ziehen“, so Schorneck. Das diesjährige Festival mit einem Budget von 13 000 Euro konnte beispielsweise erst im Sommer endgültig finanziell auf die Beine gestellt werden. Das Ende soll aber auch ein Neubeginn sein. Unter dem Namen „Macondo - Die Lust am Hören“ wird es bald ebenfalls handverlesene Einzelveranstaltungen in der Rotunde geben.