Übergroß sind die Portraits von Männern und Frauen. Ihnen allen ist gemein, dass sie ein Strahlen in den Augen haben und Glück ausdrücken.

Ungewöhnlich, wenn man berücksichtigt, dass der Bochumer Fotograf Sascha Kreklau hier ausnahmslos Obdachlose abgelichtet hat. Die Bilder mit den Klienten der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Ruhr entstanden 2005 im Rahmen seiner Diplomarbeit. Zurzeit werden sie in der Beratungsstelle am Westring ausgestellt. Anlass ist das 25-jährige Bestehen der Einrichtung.

Gerlinde Fuisting, Leiterin der Wohnungslosenhilfe: „Auch im Leben dieser Menschen gibt es Glücksmomente. Aber ich muss zugeben: Auf den Portraits haben selbst wir unsere Klienten kaum erkannt.“ Denn niemandem ist anzusehen, dass er zum Zeitpunkt, als die Fotografien entstanden, kein Obdach hatte. Ein Großteil von ihnen hat inzwischen, mit Hilfe der Diakonie Ruhr, eine neue Bleibe gefunden, teils im Wohngemeinschaften, teils privat bei Freunden oder Verwandten.

Vor 25 Jahren fiel die Entscheidung, das bis dahin stationär arbeitende Perthes-Haus zu schließen und durch ambulante Angebote zu ersetzen. So entstanden eine Beratungsstelle für wohnungslose Männer, eine separate Beratungsstelle für Frauen in Not. „Das war ungewöhnlich. Doch Frauen haben andere Bedürfnisse“, reflektierte Konzernvorstand Werner Neveling. Die Arbeit gab den Mitarbeitern recht: „Sonst wären die Frauen weggeblieben“, sagt Gerlinde Fuisting. Hinzu kamen ein Tagesaufenthalt, eine Übernachtungsstelle und ein Betreutes Wohnen für diejenigen, die von der Straße wieder in eine eigene Wohnung ziehen und noch Begleitung brauchen. Motto der Arbeit ist „Eine Bank ist kein Zuhause“.

Der Anfang lag in der Notschlafstelle im Bunker am Springerplatz. Parallel wurden bereits Wohngemeinschaften aufgebaut. 2001 erfolgte der Umzug der Übernachtungsstellen ins Fliednerhaus am Stadion; dort gibt es 32 Betten für Männer und acht für Frauen, die Beratungsstelle kam an ihren jetzigen Standort am Westring.

Kostenträger sind die Stadt und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Der Bedarf nach Beratung steigt. 2009 kamen 887 Personen – 663 Männer und 224 Frauen – in die Beratung. Das ist die höchste Zahl seit der Gründung. Die Zahl der Übernachtungen im Fliednerhaus sinken dagegen. Waren es 2000 noch 11.650, ging die Zahl 2009 auf 8081 zurück. Der Tagesaufenthalt an der Beratungsstelle Westring 28 hatte im letzten Jahr 6110 Besuche.