Auf einmal soll alles sehr schnell gehen: Die Stadt will die Industriebrache in Gerthe, eine 18 Hektar große Fläche, neu nutzen. Es geht um das Areal der ehemaligen Zeche und Kokerei Lothringen V und des stillgelegten Bogestra-Betriebsgeländes.
Der Terminplan sieht nun vor, im Januar (ursprünglich war sogar vom November die Rede) mit der Sanierung des kontaminierten Bodens zu beginnen, um etwa Ende nächsten Jahres die Baumaßnahme bereits abschließen zu können.
Die Fläche liegt seit der Stilllegung des Tränkbetriebs der Pfleiderer Holzschutztechnik GmbH Ende 1992 brach. Ende der 90er Jahre dann wurde der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst. Bis 2008 aber ruhte das Verfahren; aus wirtschaftlichen Gründen wegen der Altlastensanierung.
Anschub erfuhr das Planverfahren für „Gerthe Süd“ durch die Förderung für das Geothermiezentrum, das mit dem Programm „Wachstum für Bochum“ nach dem Nokia-Aus auf die Beine gestellt werden soll. Dazu soll der ehemalige Bogestra-Betriebshof zum Gründerzentrum entwickelt werden. Zudem hat die EGR bereits einen Investor an der Hand. Es soll sich um ein Bochumer Werkzeugunternehmen handeln, das eine große zusammenhängende Fläche zur Betriebserweiterung braucht. Insgesamt sind produzierendes und dienstleistendes Gewerbe vorgesehen. Um die Bewohner der angrenzenden Mehrfamilienhäuser vor Emissionen zu schützen, soll das Gelände abgeschottet werden. Zum Castroper Hellweg hin wird eine etwa sieben Meter hohe Gabionenwand (gefüllte Drahtkörbe, z.B. mit Steinen) das Erscheinungsbild prägen.
Ein weiterer Schwerpunkt auf der Lothringen-Fläche soll dem Geothermiezentrum gehören, das gemeinsam mit der Firma Vaillant entstehen soll. Ziel ist es, den Standort für die Ansiedlung von Neugründungen auch für energieeffizientes Bauen auszuweiten. Weitere Industrieansiedlungen sollen auf dem Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots erfolgen. Die Stadt hegt den Anspruch, Bochum zum nationalen Zentrum für Geothermie zu machen.
Die Fläche gilt als schwer belastet. Die stadteigene Tochter EGR hat das Areal unweit des Schulzentrums Gerthe und der Kleingartenanlage „Friedlicher Nachbar“ erworben, will es sanieren und herrichten. Die langjährige Nutzung des Areals als Zechen-standort und Holzimprägnierwerk haben Untergrund und Grundwasser erheblich belastet. Genannt werden polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole, Arsen und Chrom.
Der Sanierungsplan der EGR sieht vor, alte Grundwassermessstellen aus den 90er Jahren zu verschließen, um keine Schadstoffe zu verschleppen, und neue zu bauen. Der Plan beinhaltet zwölf Stellen. Dann sollten die Altanlagen abgerissen werden. Der belastete Bauschutt und der Aushub werden dann tief auf dem Gelände verdichtet. Dazu ist geplant, eine ausreichend mächtige mineralische Dichtung über den gesamten 14 ha großen Altstandort einzubauen. Das Grundwasser muss über die neuen Messstellen überwacht und saniert werden. Der auf dem Gelände vorhandene Schacht wird mit einer Bohrpfahlwand gesichert. Die EGR will die Anwohner im Dezember über den zu erwartenden Lkw-Verkehr während der Bodensanierung informieren.