Bochum.

Eine Studie weist einen enormen Bedarf an Seniorenwohnungen aus. Der Haus- und Grundeigentümerverein fordert Steueranreize für den Umbau.

In Bochum droht die „graue Wohnungsnot“. Ohne die Schaffung tausender zusätzlicher Seniorenwohnungen haben „ältere Menschen schlechte Chancen, in den eigenen vier Wänden alt zu werden“, heißt es in einer jetzt vorgelegten Studie.

Im Auftrag der Bau- und Immobilienwirtschaft und der Gewerkschaft IG Bau hat das Peschel-Institut die regionale „Wohnsituation im Alter“ untersucht. Die Prognose für Bochum: In 15 Jahren wird es 44600 Haushalte geben, in denen mindestens ein Bewohner über 70 Jahre alt ist. Jeder fünfte dieser Haushalte wird auf eine altersgerechte Bleibe angewiesen sein. Konsequenz: Bis 2025 besteht ein Bedarf von 8920 Domizilen für Senioren. Zum Vergleich: Der Wohnungsmarktbericht 2009 weist 3500 öffentlich geförderte Seniorenwohnungen aus.

VBW, das größte Wohnungsunternehmen der Stadt, kennzeichnet 1200 seiner 12600 Wohnungen als seniorengerecht; darunter den 2009 fertiggestellten Wohnpark Hiltroper Landwehr, der über 43 barrierefreie Wohnungen verfügt. 30 weitere Seniorenwohnungen sieht das jüngste Bauprojekt der VBW in Grumme vor. In der Huestadt soll ein komplettes Hochhaus auf die Bedürfnisse ältere Mieter zugeschnitten werden.

„Genau das ist unsere Strategie“, betont VBW-Geschäftsführer Dr. Dieter Kraemer. „Wir schaffen Seniorenwohnungen nicht in großen, oft anonymen Wohnanlagen, sondern kleinteilig.“ Dabei sei auch das Land gefragt: „Die Politik darf aus den schrumpfenden Bevölkerungszahlen keinesfalls schließen, dass es einen geringeren Förderbedarf für den Wohnungsbau gibt.“

Dass die älteren Mieter möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können, ist auch Ziel der Bochumer Wohnstätten. Die Genossenschaft unterhält 2700 Wohnungen im Stadtgebiet. Für ihre 200 Seniorenwohnungen u.a. an der Feldsieper Straße in Hamme gibt es Wartelisten. Am Erlenkamp 55 wurde daher eine Musterwohnung eingerichtet. Darin wird gezeigt, wie man u.a. mit begehbarer Badewanne und Haltegriffen bis ins hohe Alter in einer normalen Wohnung zurechtkommen kann. „Bestimmte Hilfsmittel und Umbauten zahlt die Pflegekasse“, weiß Mitarbeiterin Angelika Möller.

Finanzielle Unterstützung des Bundes mahnt der Haus- und Grundeigentümerverein an. „Der Bedarf an Seniorenwohnungen wird sehr wohl gesehen. Bei Umbaukosten von durchschnittlich 100 000 Euro pro Wohnung fehlt vielen Hausbesitzer jedoch das nötige Eigenkapital. Und über höhere Mieten sind derartige Investitionen nicht aufzufangen“, erklärt Geschäftsführer Erwin Köhler. Sein Vorschlag: über Abschreibungsmöglichkeiten steuerliche Anreize für seniorengerechte Um- und Ausbauten zu schaffen.