Bochum. .
Selbstbewusst präsentierte sich das Opel-Werk am Samstag beim Tag der offenen Tür für Mitarbeiter, Angehörige, Werksrentner und Freunde.
Über 3000 Menschen kamen bei strahlendem Himmel, um sich bei laufender Produktion ein Bild zu machen. Werksleiter Manfred Gellrich mischte sich gut gelaunt mit Betriebsratschef Rainer Einenkel unter die Besucher. „Wir machen das Werk fit. In diesem Jahr investieren wir 175 Millionen Euro in den Standort“, so Gellrich. Allein 90 Mio Euro davon fließen ins Karosseriewerk. Ein wenig versteckt hinter blauen Folien konnten besonders neugierige Werksbesucher die neuen Schweißroboter besichtigen, die dort gerade für den neuen Zafira montiert werden. Dabei konnte all dies natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis Ende nächsten Jahres 1800 Arbeitsplätze in Bochum abgebaut werden müssen.
Stolz reihten sich unmittelbar neben dem Haupteingang die Symbole einstiger Opel-Größe aneinander. Ein liebevoll gepflegter Moonlight-Roadster aus dem Jahre 1933 genau so wie ein Kapitän. Für Bochum dürften jedoch wesentlich interessanter die Kadettmodelle gewesen sein. Mancher Werksrentner ließ sich gern noch einmal nieder auf den Sitzen eines Kadett A, um sich durchs Werk chauffieren zu lassen.
Drinnen zeigte die Fabrik, was sie zumindest für die nächsten Jahre stark machen wird. Die Mischung aus hochmoderner Technik und motivierter Mitarbeiterschaft. Die Technik: Das sind rund 800 Roboter, die etwa pro Auto bis zu 4500 Schweißpunkte in immer der gleichen Präzision anbringen können. Im Karosseriebau zeigt sich gleichzeitig nebenan, dass selbst präziseste Mechanik die Sensibilität der menschlichen Hand nicht zu ersetzen vermag. Erfahrende Mitarbeiter haben an der linken Hand spezielle Handschuhe, damit streichen sie den noch unlackierten Roh-Karosserien beinahe zärtlich über ganz bestimmte Stellen. Überall dort, wo sie noch Unebenheiten finden, lässt sich jetzt, bevor der Lack aufgebracht wird, noch korrigieren.
Seit Februar ist Manfred Gellrich Werksleiter in Bochum, zuvor war er für vier Jahre Chef der Fertigung. Er kennt viele Mitarbeiter persönlich. Beinahe so viele Hände muss er schütteln wie Betriebsratschef Rainer Einenkel, der beinahe demonstrativ diesen Rundgang begleitet.
Einenkel, der in den vergangenen Monaten nie müde wurde, sich medienwirksam für die Bochumer Opelaner ein zusetzen („Mehr als einmal lagen doch die Schließungspläne auf dem Tisch“), wird an einem Punkt des Gangs richtig sauer. Da hatte sich ein Häuflein mit Transparent dem Tross in den Weg gestellt und vor „Massenentlassungen“ gewarnt. „Die Leute repräsentieren nicht die Belegschaft“, sagte Einenkel. Doch das Thema kann natürlich an einem Tag, wo die Fabrik scheinbar kraftstrotzend sich auf den neuen Zafira freut und über zukünftige Projekte nachdenkt, nicht außen vor bleiben.
Der Abbau von 1800 Arbeitsplätzen ist beschlossen. Rund 600 Gespräche über ein Ausscheiden sind geführt worden. Das Getriebewerk (Werk II) soll Ende 2011 dicht machen. Rund 150 000 Getriebe werden dort in diesem Jahr noch einmal produziert.