Mit einem informativen und gleichzeitig unterhaltsamen Programm machte die Diabetestour am Samstag erstmals Halt im Ruhrgebiet.
Zahlreiche Vertreter aus Industrie und Gesundheitswesen präsentierten sich auf der Veranstaltung des Mainzer Kirchheim-Verlages und des Hannover Congress Centrums im RuhrCongress, um über die neuesten medizinischen Fortschritte im Kampf gegen eine der größten Volkskrankheiten ebenso zu informieren wie über Möglichkeiten zur richtigen Prävention.
Interessierte Besucher hatten zum Beispiel die Möglichkeit, zehn kostenlose Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen. Dabei wurden nicht nur Blutzucker, Blutdruck und Körperfett gemessen, sondern selbst Gefäße und Zähne überprüft.
Ein besonderer Hingucker waren aber vor allem die Diabetesexperten auf vier Pfoten von Hundetrainerin Maja Wonisch. Sie wittern, wenn es ihrem Herrchen oder Frauchen schlecht geht, weil der Blutzuckerspiegel abgesackt ist, und schlagen dann Alarm, indem sie bellen oder einen Notschalter betätigen. Auch eine Tasche mit dringend benötigten Medikamenten können sie holen. Erlernen könne dies im Prinzip jeder Hund, sagt Maja Wonisch, „es sollte aber möglichst ein ausgeglichenes und freundliches Tier sein.“ Die Ausbildung kostet 3800 Euro, unabhängig davon, wie lange das Tier braucht, um die neuen Fähigkeiten zu erlernen.
Große Aufmerksamkeit wurde auch der Kochshow mit Bestseller-Autor Hans Lauber und Spitzenkoch Uwe Steiniger zuteil. Die beiden komponierten den ganzen Tag über „eine kulinarische Oper in drei Akten für genussfreudige Diabetiker“, und zeigten dabei, dass diese auf nichts verzichten müssen.
Wer noch keinen vollen Magen hatte, durfte seine Fitness auch am Sportsparcours unter Beweis stellen. Hans-Friedel Donschen vom Sportverein DJK Hiltrop-Bergen, der speziellen Diabetikersport anbietet, bemängelt jedoch, dass die meisten Menschen sich nur schwer dazu bewegen ließen, regelmäßig Sport zu treiben. Viele kämen erst auf die Idee, wenn es schon zu spät sei. Sein Appell: „Geht raus, bewegt euch!“
Doch nicht nur Sport kann die Gefahr, an Diabetes zu erkranken, verringern. Auch die Mundgesundheit spielt dabei eine große Rolle, betont Hüsamettin Günay, Professor für Zahnerhaltung, Parodontologie und Implantologie und Präventive Zahnheilkunde an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Parodontose und Diabetes beeinflussen sich gegenseitig negativ“, sagt er. Deshalb sei es besonders wichtig, Wunden und Entzündungen umgehend behandeln zu lassen. Darüber hinaus könne man schon mit einfachen Maßnahmen große Erfolge erzielen. Dazu zählten vor allem zwei Mal täglich Zähneputzen, aber auch intensives Kauen. Denn, so Günay, „die Verdauung beginnt schon im Mund.“
Auch das WAZ-Nachtforum war auf der Diabetestour zu Gast und verließ somit zum ersten Mal die gewohnte Umgebung des Knappschaftskrankenhauses Langendreer.
Professor Richard Viebahn, Leiter des Transplantationszentrums Bochum, das eine „Spitzenstellung“ inne hat, wie Moderator und WAZ-Redaktionsleiter Werner Conrad betonte, machte dabei deutlich, dass es auch für Dialyse-Patienten Hoffnung auf ein besseres und längeres Leben gibt – durch Organtransplantation. Einen lebenden Beweis hatte er gleich mitgebracht: Andrea Wimmer, die seit ihrem neunten Lebensjahr an Diabetes leidet und der vor vier Wochen sowohl eine neue Niere als auch eine Bauchspeicheldrüse transplantiert wurden. „Ich kann wieder essen was ich will und brauche seit der Operation auch keine Insulinspritze mehr“, berichtete die 39-Jährige stolz.
Vor zehn Jahren verschlechterten sich ihre Nierenwerte deutlich, die Dialyse drohte. „Für die meisten Patienten beginnt damit der letzte Akt im Theater des Lebens“, so Viebahn. Um das zu vermeiden, transplantierte er Andrea Wimmer gleichzeitig die beiden neuen Organe. „Das ist der Königsweg für Patienten, die nach dreißig oder vierzig Jahren an die Dialyse müssen“, sagt Viebahn.
Noch muss Andrea Wimmer täglich mehrere Tabletten schlucken, doch auch das wird sich noch deutlich verringern. Sie sagt: „Wahrscheinlich merke ich erst in einem halben Jahr, wie gut es mir geht.“
Zum Schluss bemängelte Richard Viebahn, dass man deutlich mehr Patienten helfen und die langen Wartelisten verkürzen könnte, wenn mehr Menschen Organe spendeten. Er forderte die Besucher des WAZ-Nachtforums auf: „Holen Sie sich einen Spenderausweis.“