Bochum.
. Im Jahrhunderthaus, der IG-Metall-Zentrale an der Alleestraße, laufen die Vorbereitungen zur diesjährigen Stahl-Verhandlungsrunde.
In der vergangenen Woche ließ sich die achtköpfige Bochumer Abordnung im abgelegenen Bildungszentrum der Gewerkschaft in Sprockhövel einstimmen.
Dabei weiß die 1. Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm ganz genau, dass die wenigen verbleibenden Tage bis zum ersten Treffen mit den Arbeitgebern am traditionellen Verhandlungsort, dem Gelsenkirchener Hotel „Maritim“, keine Zeit des Säbelrasselns sind. „Wir gehen davon aus, dass am kommenden Montag zunächst einmal die Positionen abgesteckt werden.“ Dabei könne es durchaus sein, dass die Stahl-Arbeitgeber zunächst pokerten und mit überhaupt keinem Angebot über den Tisch kämen. „Das ist alles schon einmal dagewesen“, sagt die erfahrene Gewerkschafterin, die zuletzt vor zwei Jahren beim schließlich vergeblichen Kampf um die Rettung der 2700 Nokia-Arbeitsplätze ihre Feuertaufe zu bestehen hatte.
In Bochum blieb die Zahl der rund 4500 Beschäftigten in der Stahlindustrie in den letzten Jahren recht konstant. Dem Arbeitsplatzabbau bei Thyssen-Krupp standen zuletzt leichte Zuwächse beim Bochumer Verein gegenüber. Insgesamt sind es sieben Montanunternehmen in Bochum, für die jetzt ein neuer Tarifvertrag ausgehandelt werden muss: Thyssen-Krupp-Stahl, Thyssen-Krupp-Nirosta, Thyssen-Krupp-Weichenbau, Bochumer Verein, Doncasters, Thyssen-Krupp-Stahl (früher EBG) und Stahlwerke Bochum.
Die IG Metall als mitgliederstärkste Gewerkschaft in Bochum sieht die derzeitige Entwicklung in der Stahlindustrie differenziert. Zwar sei das Auftragsvolumen wieder nahezu beim Stand vor dem Beginn der Wirtschaftskrise vor zwei Jahren angekommen. „Doch wir wissen natürlich auch, dass die enorm gestiegenen Rohstoffpreise den Konzernen zu schaffen machen.“ Aus diesem Grund hatten auch zahlreiche Bochumer Betriebsräte im März den sogenannten „Duisburger Appell“ unterzeichnet, indem nachdrücklich ein Stopp der Rohstoffspekulationen gefordert worden ist.
Unter den Unterzeichnern war auch der neue Betriebsratschef Klaus Pachulski von Thyssen-Krupp-Stahl in Bochum. Er folgt Herbert Kastner nach, der nach 20 Jahren an der Spitze des Betriebsrats in den Ruhestand getreten ist. Beinahe ebenso erfahren war Karl Vittinghoff als Betriebsratschef bei der EBG (jetzt ebenfalls ThyssenKrupp Stahl). Zu seinem Nachfolger wurde Dirk Sievers gewählt.