Bochum.

Der Künstler Matthias Schamp greift den Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch in einem offenen Brief an. Er äußert Kritik am neuen Zaun neben dem Riff. Dieser umschließt eine Gewerbebrache , der Schamp Freizeitwert unterstellt.

Seiner zuerst verbal geäußerten Kritik an dem im Frühjahr errichteten Zaun um die Brache neben der Riffhalle/Katholikentagsbahnhof (die WAZ berichtete) ließ der Bochumer Künstler Matthias Schamp nun einen offenen Brief an den Baudezernenten Ernst Kratzsch folgen. Der widersprach unverzüglich.

Im Brief heißt es (Auszüge): „Der Zaun [hindert] völlig unnötigerweise die Bürger, das Gelände zu betreten und sich an seiner Pflanzen- und Tierwelt zu erfreuen. Zum anderen ist er eine Geldverschwendung – für eine so klamme Kommune wie Bochum geradezu ein Schildbürgerstreich. Die dafür aufgewendete Summe (ich schätze zwischen 50 000 € und 100 000 €) ist im Grunde eine Verhöhnung jeder sozialen und kulturellen Initiative, die sich in den vergangenen Monaten wegen einer geringfügigen Summe an die Stadt gewandt hat und mit Hinweis auf die schlechte Haushaltslage abgewiesen wurde.“

Drogenkonsum auf der Brache

Die von der Stadt in der Replik auf seine verbale Beschwerde genannten Gründe will er nicht gelten lassen. Vor allem die Nutzung des Geländes durch Drogenabhängige wurde seitens der Stadt ins Feld geführt. Schamp: „Tatsächlich liegen an einer nur schlecht zugänglichen Stelle Spritzen, wie sie sich z. B. auch im Kortum-, West- oder Stadtpark finden lassen. Doch durch die Abriegelung findet ja nicht weniger Drogenkonsum statt, sondern dieser wird lediglich an andere Stellen verlagert.“ Er halte die Aussage ‘bei der Stadt liegt die Sicherungspflicht’ als Begründung für den Zaun für falsch.

Seit er seinen Unmut bekundet habe, hätten sich mehrere Bürger an ihn gewandt, schreibt Schamp. Über den Wert der Brache urteilt bezogen auf Flora und Fauna: „ Dies alles stellt in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt einen immensen Freizeitwert dar, der grundlos zunichte gemacht wurde.“ Schamp weiter: „Auch als Wissenschaftler habe ich mich (...) mit innerstädtischen Brachflächen beschäftigt. So haben im Fachbereich Bildende Kunst, in dem ich tätig war, Architekturstudenten der TU Berlin 2009 in einem Seminar zum Thema „Brache“ den Freizeitwert derartiger Flächen erforscht und sind zu dem Ergebnis gekommen, das dieser tatsächlich sehr hoch ist.“

Keine öffentliche Grünanlage

Seitens der Stadt wurde bestätigt, dass der Zaun die Wirtschaftsförderung „knapp 50.000 Euro“ gekostet habe und ursprünglich schon im Oktober 2009 gebaut werden sollte. Der Leiter der Wirtschaftsförderung, Heinz-Martin Dirks, kritisierte Schamps Aufrechenen mit dem Geld für Kultur und verteidigte den Bau auch als Schutz des Publikums der Veranstaltungsorte.

Baurat Dr. Ernst Kratzsch - eigentlich im Urlaub - kündigte eine offizielle Stellungnahme an, betonte aber, dass es sich um ein privates Grundstück handele, das sich im Besitz der Stadt befinde und deshalb zu sichern sei. Keineswegs sei die Gewerbebrache eine öffentliche Grünanlage.