35 000 Bochumer sind Diabetiker, ruhrgebietsweit wird ihre Zahl auf 1,5 Millionen geschätzt. Und in den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil der Diabetes-Typ-II-Erkrankten verdoppelt.

Nicht zuletzt deshalb macht die Diabetestour erstmals Station im Ruhrgebiet, am 4. September, 9 bis 17 Uhr, im Bochumer Ruhr-Congress. Veranstalter ist der Kirchheim-Verlag, der u.a. das Diabetes-Journal herausgibt. Geschäftsführer Manuel Ickrath: „Dieser Gesundheitstag ist quasi das Diabetes-Journal auf Reisen.“ Die Tour wurde 2009 ins Leben gerufen; Bochum ist der fünfte Standort nach Mainz, Hannover und Freiburg. Erwartet werden bis 4000 Besucher.

Mit im Boot sitzen die Uni-Kliniken Bergmannsheil und St. Josef-Hospital sowie örtliche Experten. In beiden Krankenhäusern hat die Diabetologie hohen Stellenwert. Prof. Horst Harald Klein, Direktor der Medizinischen Klinik I am Bergmannsheil: „Diabetiker müssen mehr als andere Erkrankte mitarbeiten; wir brauchen informierte Patienten.“ Schließlich gingen sie mit einem lebensgefährlichen Medikament um, dem Insulin, müssten ihre Lebensgestaltung der Erkrankung anpassen. Schon deshalb gibt es regelmäßige Schulungen an den Krankenhäusern für Diabetiker.

Neben einer Fülle von Fachvorträgen und Talkrunden (Ickrath: „Unsere Angebote sind auf Bochum zugeschnitten“) rund um Diabetes und die Folgeerkrankungen erwartet die Besucher auch ein unterhaltsamer Umgang mit der Krankheit. So gibt es Kochshows von Profiköchen, die selbst Diabetiker sind und die besondere Ernährung samt Kalorienzählen demonstrieren. Es wird Auftritte wie den des Weltumseglers Bastian Hauck (Typ-1-Diabetiker) geben, des Kontaktjongleurs Kelvin Kalvus und des Ex-Hürdenläufers Harald Schmid.

Erstmals bei der Diabetestour dabei sind so genannte Diabetiker-Warnhunde. Eine Tierpsychologin und -Trainerin führt diese speziell trainierten Assistenz-Hunde vor, die gelernt haben, mit ihrer feinen Nase auf Unterzuckerung zu reagieren. Zudem können sie auf Kommando Notfallspritze, Telefon und Messgerät bringen oder sogar Rettungsdiente über einen Alarmknopf informieren.

Besucher können sich kostenlos testen lassen (im Eintrittspreis von sechs Euro, Familien 9,90 €, enthalten), etwa die Füße, Blutzuckerspiegel, Body-Mass-Index. Mit ihren Ergebnissen können sie sich anschließend in der Expertenecke beraten lassen.

Das WAZ-Nachtforum Medizin, moderiert von Werner Conrad, Redaktionsleiter der WAZ-Bochum, ist mit einem Gastauftritt mit von der Partie: Von 13 bis 13.45 Uhr wird Prof. Richard Viebahn, Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik am Knappschaftskrankenhaus, über „Organtransplantationen bei Diabetes“ informieren.

Der Sparzwang im Gesundheitswesen trifft auch die Diabetiker – eine teure Erkrankung, besonders bei den Folgeerscheinungen wie Herzinfarkt, Fußamputationen, Erblindungen und Nierenerkrankungem. Martin Hadder, NRW-Vorsitzender des deutschen Diabetikerbundes: „Patienten müssen für immer mehr Behandlungen finanziell selbst aufkommen.“

Bergmannsheil und Josef-Hospital haben das Diabetes-Zentrum an der Ruhr-Uni gegründet. Im ständigen Austausch werden etwa neue Medikamente entwickelt. Prof. Juris Meier vom St. Josef: „Wir hoffen, dass die Krankheit irgendwann mal heilbar ist. Das wird in den nächsten 15 Jahren aber wohl nicht realisierbar sein.“