Bochum. .
Die Wirtschaftskrise hat auch die Tierliebe der Deutschen erfasst: „Die Leute sparen an den Tierarztkosten. Die Folge ist eine Schwemme herrenloser Katzen, die einher geht mit einem großen Elend der Tiere“, sagt Almuth Riedel.
Die Bochumerin engagiert sich über KIS Ruhr (Katzen Informations- und Schutzverein Bochum) dafür, dass freilaufende Katzen kastriert werden, um eine weitere Vermehrung zu verhindern. Sie fängt die verwilderten Tiere ein, über den Verein werden sie kastriert, tierärztlich untersucht und behandelt. Sind Welpen darunter, wird versucht, ihnen eine Bleibe zu vermitteln. Bei ausgewachsenen Tieren ist dies nicht mehr möglich; zu groß ist deren Scheu vor Menschen.
Die Kastration einer weiblichen Katze kostet 120 Euro, ein neues Kätzchen indes gibt’s oft umsonst. Die Folge: immer mehr Menschen setzen ihre Tiere einfach aus, sobald etwa ein Weibchen erneut schwanger wurde. „Das bedeutet, dass sich nach zwei Jahren schon eine Kolonie von 20 Tieren gebildet hat.“
KIS befindet sich im Boot mit anderen Tierschutzvereinen, mit Tierheimen, und auch mit der Bundestierärztekammer: Die fordert jetzt eine Kastrationspflicht, die ins Tierschutzgesetz eingefügt werden soll. Die Zahl der zumeist ausgesetzten Katzen ist enorm angestiegen, und damit auch deren Leid. Ohne Zufütterung müssen viele von ihnen grausam verhungern. Sie werden überdies krank, Katzenaids ist sehr verbreitet. Diese Übertragung könnte bei Kastration verhindert werden.
Gutscheine für Hartz-IV-Empfänger
Der Bochumer Verein hat bereits vergeblich versucht, die Stadt in die Pflicht zu nehmen, eine Kastration anzuordnen. „Vor der Wahl sind wir auf alle Parteien zugegangen, doch bei keiner stießen wir mit unserem Anliegen auf viel Gegenliebe.“ Dabei hätte das Ordnungsamt Eingriffsmöglichkeiten, wenn die städtische Satzung dies ähnlich wie bei der Kontrolle über Hundesteuer festschriebe. „Es wäre natürlich sinnvoll, wenn man das mit einem Anreiz verbinden könnte. Zum Beispiel Gutscheine für Hartz-IV-Empfänger oder eine Kastrationswoche in Kooperation mit Tierärzten.“
Indes schreibt die Bochumer Satzung ein Fütterungsverbot vor: „Das ist nicht nur falsch, es ist auch grausam. Zu glauben, die Katzenpopulation klein zu halten, wenn sie verhungern.“ Eigentlich, so Almuth Riedel, verstieße sie genauso wie die gut 25 ehrenamtlichen Helfer im KIS jedesmal dagegen. Denn um herrenlose Tiere einzufangen, müssen sie in einer Lebendfalle angefüttert werden. Doch dabei drücke das Ordnungsamt ein Auge zu.
Zurzeit päppelt Almuth Riedel bei sich zu Hause neun Welpen auf. Durch Zuwendung und Spieltherapie macht sie sie zahm, damit sie vermittelt werden können. Wer sich für ein Tierchen entscheidet, bekommt ein sechswöchiges „Rückgaberecht“: So viel Zeit lässt der Verein den Katzenliebhabern, sich mit dem Neuzugang anzufreunden.
Die Bochumerin verbringt gegenwärtig ihren Urlaub damit, weitere Katzen im Stadtgebiet einzufangen. „Wir werden ständig über wildernde Kolonien informiert.“