Bochum.
Barbara und Katharina Grosse stellen gemeinsam aus. Während Mutter Barbara die feine Zeichnung bevorzugt, ist Tochter Katharina von den Farben fasziniert.
Die Tochter bevorzugt die Wirkung der Farbe, die Mutter hat sich mit feinen Zeichnungen einen Namen gemacht. Ein voluminöses Gemälde der Tochter ist derzeit im Forum des Kunstmuseums zu betrachten, die graphischen Blätter der Mutter sind dem Kunstfreund durch etliche Ausstellungen im Bochumer Raum vertraut.
Katharina Grosse besitzt ein internationales Renommee. Mutter Barbara ist vielleicht nicht so weiträumig im Gespräch wie die Tochter, ihre Zeichnungen indessen sind durchaus von vergleichbarer Güte. Wie spannend ist es, die Kunst von Mutter und Tochter in einer gemeinsamen Ausstellung sehen, vergleichen und genießen zu können. Jetzt besteht die Gelegenheit dazu.
Wer sich die Arbeiten allerdings ansehen möchte, muss eine gewisse Fahrtzeit einkalkulieren. Mit Barbara und Katharina Grosse ist in Freiburg die neue Ausstellungshalle der Städtischen Museen am Augustinerplatz eröffnet worden.
Anarchischer Impuls
Die vom Museum für Neue Kunst veranstaltete Doppelausstellung (noch bis zum 17. Oktober) ist die erste gemeinsame Präsentation von Mutter und Tochter. Sie erzählt nicht nur eine besondere, persönliche Art von Familiengeschichte, sondern schlägt auch einen Bogen zwischen den Medien und den Generationen der Kunst.
Katharina Grosses Werk ist geprägt von einem anarchischen Impuls.
Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet die 1961 in Freiburg geborene und heute in Berlin lebende Künstlerin an einer Bildform, die alle festgelegten Grenzen und Hierarchien außer Kraft setzt. Hinter dem Eindruck einer monumentalen, mit der Sprühpistole erzeugten Farbgestik, inmitten einer geradezu spektakulär erfahrbaren Raumwirkung erschließt sich eine zweite Wahrnehmungsebene, in der das Malen, das Denken und Handeln, keine plane Wirklichkeit mehr kennt. Katharina Grosse entwickelt in ihrer Malerei ein prinzipiell offenes System des Geschehens zwischen Realität und Illusion, in dem Architektur, Skulptur und Malerei über alle gültigen Interpretationen hinweg in einem bildnerischen Prozess zusammenlaufen. Die wandfüllende Malerei im Kunstmuseum ist ein gutes Beispiel für die künstlerische Arbeitsweise von Katharina Grosse.
Ausstellung in Freiburg
Katharinas Mutter, Barbara Grosse, 1938 in Stuttgart geboren, studierte Ende der 50er Jahre an der Freiburger Kunstakademie und lebt heute in Bochum. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit zeichnerischen und graphischen Ausdrucksformen, die Spuren des Zufalls mit gezielten bildnerischen Eingriffen verbinden. Dabei beschreitet Barbara Grosse durchaus experimentelle Wege.
Ihr aktuelles Werk ist ein wichtiger Beitrag zu den Möglichkeiten von Druckgraphik heute. In der für Freiburg entwickelten Installation lösen sich ihre großformatigen Radierungen von der Wand, scheinen mit fast unmerklicher Bewegung im Raum zu schweben.