Bochum. .

Nach einem Brandanschlag auf ein Fitnessstudio hat das Schwurgericht am Dienstag vier Jahre Haft für einen 27-jährigen Wattenscheider verhängt - wegen versuchter schwerer Brandstiftung.

Außerdem verhängten die Richter die Einweisung in eine geschlossene Entziehungssanslalt, weil der Mann alkohol- und drogensüchtig ist. Einen großen Teil der Haftstrafe wird er demnach in einer Klinik verbringen können. Allerdings werden jetzt zusätzlich wohl auch zwei frühere Haftstrafen (15 Monate), die bisher zur Bewährung ausgesetzt waren, doch vollstreckt. Auch wegen Gewalt.

Er hat elf Voreintragungen im Vorstrafenregister. Als der Richter ihn einmal fragte, was er zum Beispiel 2002 angestellt habe, als er wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und Widerstands bestraft worden war, konnte der Angeklagte keine Antwort geben: „Ist so lange her.“

15 Menschen waren damals, am 13. Oktober 2009, in dem Studio, darunter elf Kunden. Um 14 Uhr ging der Mann, mit Alkohol und Drogen im Blut, mit einem vollen Benzinkanister in den Eingangsbereich, kippte ihn aus und warf ein Feuerzeug in die Lache. „Damit ihr auch alle seht, dass ich es ernst meine. Ich mache euch alle nieder!“ soll er gedroht haben.

Die Situation war akut lebensgefährlich. Ein einziger Funke in dem Luft-Gas-Gemisch hätte genügt - und das Studio wäre wohl in die Luft geflogen. Funken hätten außer vom Feuerzeug auch von einem der Elektrogeräte in der Nähe kommen, wenn zum Beispiel der Kühlschrank angesprungen wäre. Ein Brandgutachter sagte, einige der Gäste hätten in einem Brandinferno keine Chance gehabt zu entkommen. Es wäre 800 bis 1000 Grad heiß geworden.

Nur aus „reinem Zufall“ kam es nicht zu einem Brandinferno

Nur aus „reinem Zufall“, so Oberstaatsanwalt Jochen Kodal, hatte sich trotzdem nichts entzündet. Verletzt wurde niemand. Der 27-Jährige wurde schnell geschnappt.

Mit der Attacke wollte er damals seine Mutter einschüchtern, die das Studio betrieb. Hintergrund ist ein Streit um seinen Sohn (1), der bei der Kindesmutter lebt. „Er glaubte an eine Verschwörung, an der auch seine Mutter beteiligt sei“, erklärte Kodal. Angeklagt war versuchter Mord in 15 Fällen (bedingter Vorsatz). Das konnte die Strafjustiz aber nach mehreren Prozesstagen nicht mehr zweifelsfrei beweisen.

Ob der Angeklagte den Tod von Menschen ganz bewusst in Kauf genommen oder gar beabsichtigt hatte, blieb unklar. Der Angeklagte behauptet, er habe seiner Mutter nur einen Denkzettel verpassen wollen. Jetzt vor Gericht sagte er: „Ich bin froh, dass nichts Schlimmes passiert ist. Die Sache tut mir Leid.“

Er ist vielfach wegen Körperverletzung und Drogen vorbestraft und arbeitslos. Obwohl er in gutbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen war, hatte er, so Kodal, „schulisch und beruflich nichts auf die Reihe gekriegt“. Grund: „Kein Bock.“