Bochum. .

Volker Bandelow aus Bochum ergriff die Chance, die Ruhr.2010 ihm bot, und landete mit den Schachtzeichen einen Riesenerfolg.

Wer weiß, wenn die Kulturhauptstadt nicht gekommen wäre, Volker Bandelow hätte bestimmt einen Weg gefunden, seine Schachtzeichen umzusetzen. Zu bestechend seine Idee, kaum erklärbar, dass nicht viele andere Ruhrgebietsmenschen darauf gekommen sind. Über das Wie und Warum und die näheren Umstände sprach Dr. Volker Bandelow mit Redakteur Michael Weeke.

Erinnern Sie sich noch an den Anfang, als die Idee Konturen bekam?

Volker Bandelow: Ja, recht genau. Ich versuchte mir vorzustellen, was denn passieren würde, wenn all die Fördertürme mit einem Male wieder aus der Erde aufsteigen würden. Viele wissen doch gar nicht mehr, was da unter dem Opel-Werk lag, oder dass sich ein Schacht der Zeche Carolinenglück genau auf dem heutigen Mittelstreifen der A 40 in Höhe der Abfahrt Stahlhausen befand.

Warum mussten es denn gerade diese gelben Ballone sein?

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Von DerWesten

Ach, es geht doch nicht um Ballone. Ich sage immer, wir feiern hier doch keinen Kindergeburtstag. Es ging darum, etwas zu finden, was erkennbar wieder auf einen bestimmten Punkt hinweist, so wie früher die Zeche der Mittelpunkt eines Ortes war. Ohne die 18 Meter lange Fahne unter dem Ballon funktioniert das Ganze nicht. Wie Stecknadeln auf einer Karte wirken die Schachtzeichen in der Landschaft. Und gelb. . .? Rot wird überschätzt, blau und weiß ist ja der Himmel nur, wie ich als bekennender Schalke-Fan sagen muss.

Ihr Konzept geht jedenfalls auf, ganze Völkerwanderungen haben die Aussichtspunkte geentert?

Ja, das meine Idee so aufgegangen ist, erfüllt mich mit großer Freude und Befriedigung. Allerdings ohne die vielen, vielen freiwilligen Helfer mit ihren zum Teil unglaublich kreativen Problemlösungen wäre das alles nichts.

Wir hören, dass es in Bochum gerade zu Anfang merklich gehakt hat?

Ich kann dazu nur sagen. Andere große Städte haben pro Bezirk einen Ballon gespendet. Das habe ich in meiner Heimatstadt vermisst. Hier waren es die vielen kleinen Initiativen aus den Parteien, aus den Kirchengemeinden, die dem Schachtzeichen-Projekt zum Erfolg verholfen haben.

Was unterscheidet dieses Projekt von Installationen und Aktionen im Stile von Christo und Jeanne-Claude?

Wie ich schon sagte. Es sind die unzähligen Menschen, die aktiv geworden sind, ob sie an der Kurbel stehen oder zu den Orten kommen, um sich auszutauschen. Ich nenne dies ganz bewusst ein soziales Kunstwerk, das die Energie des Ruhrgebietes frei setzt.

Was sind die für Sie bewegendsten Situationen bei diesem Projekt bislang?

Natürlich das hier, in Grumme, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Constantin. Ich sage ganz offen. Wenn das hier nicht geklappt hätte, dann würde ich heute selbst hier stehen und das Schachtzeichen betreuen.

Bekommen sie Reaktionen von anderen mit?

Reichlich. Erst gerade habe ich eine Mail bekommen: ‘Ich hab’ fast geweint. Ein Vollmond zum rauf und runter kurbeln!’ Sehr viele Schachtzeichen konnte ich selbst leider noch nicht besuchen. Es gab ja all diese Interviewwünsche. . .