Bochum. .

Es lockte sie alle an – Bochumer und Ruhrgebietler aller Altersklassen und verschiedener Nationalitäten waren am Wochenende in Scharen zu „Kemnade in Flammen“ gekommen.

Neben musikalischen Darbietungen wollten sie sich dieses Mal auch etwas anderes auf keinen Fall entgehen lassen. Denn das traditionelle Fest am See stand zu Pfingsten ganz im Zeichen der Kulturhauptstadt.

Wegen fünf jungen Musikern aus Bochum strömen immer mehr Menschen zur Festbühne an der Seeterrasse. Die Männer haben ein flinkes Mundwerk und heißen „Wireless“. Sie geben selbst geschriebene A-Capella-Lieder im Ruhrgebiets-Dialekt zum Besten. Für eingefleischte Fans wie Pia Kircher und ihre Tochter Sarah sind sie das herausragende Ereignis bei diesem Fest. „Wir sind extra wegen Wireless hier hingekommen“, meint Kircher. Die Stimmen der Sänger und die witzigen Song-Botschaften haben es den beiden besonders angetan. Schade nur, dass die Technik an manchen Stellen nicht mitspielt und die Musiker von einem quälenden Piepton übertönt werden.

Der Begeisterung für ihre Darbietung tut dies glücklicherweise keinen Abbruch. Nach wenigen Liedern wird die Menschenmenge größer. Radfahrer stellen ihre Drahtesel vor der Bühne ab, Jung und Alt machen es sich auf dem Boden gemütlich. Rund eine Stunde nehmen Wireless – sehr zum Vergnügen der männlichen Gäste – Frauen und ihre Marotten beim Einkaufen aufs Korn, singen von der Liebsten als „Flatrate fürs Herz“ und nehmen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki mit einem Augenzwinkern auf die Schippe.

Einen Steinwurf von der Bühne entfernt, circa 35 Meter über dem Festgelände, in den Riesenrad-Gondeln, haben Besucher an diesem sonnigen Wochenende nicht nur den besten Blick auf das gut besuchte Festgelände, sondern auch auf zwei Ballons des Kulturhauptstadt-Projekts Schachtzeichen. Auf der Wittener Seite des Sees springt sofort der gelbe Punkt an der Zechenanlage Herbede (früher Zeche Holland) ins Auge. Und unmittelbar neben dem Riesenrad, am Eingang des ehemaligen Erbstollens der Zeche Gibraltar, schwebt auch ein quietschgelber Erinnerungsballon am Himmel. Am Boden hat der Knappenverein „Schlägel und Eisen“ extra zu diesem Anlass einen Museums-Container platziert. Darin haben Bergbauingenieur Manfred Bähr und seine Vereinskameraden eine ausführliche Ausstellung rund um das einstige Kohlebergwerk am Kemnader See zusammengestellt. „Viele Leute sind erstaunt, dass hier einmal eine Zeche war“, erklärt Bähr. Interessierten zeigt er alte Fotos, amtliche Grubenpläne und resümiert anschaulich die Historie der alten Zeche.

Das traditionelle Fest und das Kulturhauptstadt-Programm sind an diesem Pfingstwochenende eine Mischung, die bei Menschen gut ankommt. Fest-Moderator Caba Kroll ist zufrieden, die Stimmung bei „Kemnade in Flammen“ beurteilt er als „durchweg gut“. Und bei einem Blick durch die Menschenmenge wird klar: Neben Bratwurst-Duft liegt an diesem Wochenende eindeutig Sommerlaune in der Luft.