Bochum. .

Der Weg führt vom Bochumer Schauspielhaus direkt nach Europa. Der neue Intendant des Schauspielhauses, Anselm Weber, stellte seinen ersten, international ausgerichteten Spielplan 2010/11 vor.

Fraglos hat Anselm Weber das Essener Theater aus einem Dornröschenschlaf geweckt und ihm im Laufe der Jahre ein regional bedeutsames Renommee gegeben. Das ist die eine Seite. Das Schauspielhaus Bochum indessen spielt seit Jahrzehnten in einer anderen, der Bundesliga. Und so haben sich der neue Bochumer Intendant Anselm Weber und sein Team bemüht, für ihre erste Spielzeit an der Königsallee ein schärferes und umfassendes Profil zu schaffen. Gestern gab Anselm Weber in der Villa Nora am Kunstmuseum Auskunft über seine Bochumer Pläne.

Zentral sei für ihn die Frage: „Wie sieht die Stadt aus, in der wir leben? Wie soll sie zukünftig aussehen?“ Weber sieht im Schauspielhaus den Ort, von dem die Antworten ausgehen könnten, „der Punkt, von dem das ausstrahlt“. Der lokale und regionale Aspekt habe in den Überlegungen für ein Konzept eine bedeutende Rolle gespielt, die nationale Szene indessen stand nicht so sehr im Focus. Umso mehr Europa. Das Schauspielhaus werde unter seiner Intendanz „Bindungen zwischen Europa und unserer Region“ erkunden. Immerhin leben 140 Nationen im Ruhrgebiet. „Bochum und Europa“, das sei „die Welt,die wir schaffen wollen“, betont der neue Intendant. Und nachdenklich meint er: „Den Ökonomen gelingt das nicht, vielleicht gelingt es den Künstlern und Utopisten.“

Aufwändig gestaltet

Programmatisch trägt das aufwändig gestaltete Programmheft für die ersten Saison den Titel „Boropa“. Anderthalb Jahre hat sich Anselm Weber auf die Bochumer Intendanz vorbereitet und er freue sich „unheimlich, dass es heute los geht.“

Auf der Bühne startet das Weber-Ensemble am 23. September mit einem „ersten großen Weltentwurf“: Gezeigt wird Voltaires „Candide“ in der Regie von Paul Koek, mit dessen Ensemble „wir die ersten drei Jahre zusammenarbeiten werden“, so Anselm Weber. Schon tags darauf wird „eine alte Tradition des Bochumer Schauspielhauses“ wieder aufgenommen: der Tanz. Die langjährige Pina Bausch-Tänzerin Malou Airaudo wird eine Choreographie einstudieren.

David Bösch gelangen in Bochum unter Matthias Hartmann seine ersten erfolgreichen Regieschritte: mit Romeo und Julia. In Essen hat er vielbeachtete Inszenierungen abgeliefert und kehrt jetzt als leitender Regisseur an die Königsallee zurück. Am 25. September hat Böschs Deutung von Shakespeares „Der Sturm“ zu sehen sein. Noch tiefer in der Vergangenheit forschen der tunesische Regisseur Fadhel Jaibi mit einer eigenen Bearbeitung des Medea-Stoffes und Roger Vontobel, der aus den Stücken Ödipus, Sieben gegen Theben und Antigone eine Politsaga für einen Abend filtert. „Die Polen sind wichtig für das Ruhrgebiet“, befindet Anselm Weber, also wird der polnische Regisseur Jan Klata eine Bühnenadaption von Franz Kafkas Fragment „America“ inszenieren. Auch den Uraufführungen junger Autoren will sich Anselm Weber widmen, auch das „eine Tradition am Schauspielhaus.“

Armin Rohde kommt als Gast

Die Regisseure, die künftig am Schauspielhaus inszenieren werden, kommen aus vieler Herren Länder, doch der neue Intendant legt Wert auf die Feststellung, dass sie nicht ihre eigene Truppe mitbringen, sondern mit dem Ensemble an der Königsallee arbeiten werde.n Das Ensemble umfasst 32 Schauspielerinnen und Schauspieler, je zur Hälfte aus der Bochumer und der Essener Gruppe. Dazu kommen Gäste wie Armin Rohde und Dietmar Bär.