Bochum.
ADHS steht für die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, umgangssprachlich bekannt als Zappelphilippsyndrom. Was viele nicht wissen: Auch Erwachsene sind betroffen. Allein in Bochum gehen die Ärzte von 15.000 ADHS-Kranken aus.
„Wir haben in unserer ADHS-Ambulanz einen großen Zulauf.“ Das sagt Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor der LWL-Universitätsklinik an der Alexandrinenstraße.
Oberarzt Dr. Marc-Andreas Edel leitet diese ADHS-Ambulanz, die vor neun Jahren in der LWL-Klinik eingerichtet wurde. Er geht davon aus, dass zwei bis vier Prozent der Erwachsenen unter ADHS leiden, mit teilweise fatalen Begleiterscheinungen: „Ängste, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder auch eine Sucht sind keine Seltenheit“, sagt Edel. Nur allzu logisch erscheint es da, dass solche Probleme sich auch auf Beruf und Alltag auswirken und die Lebensführung des Betroffenen, aber auch die seiner Angehörigen beeinträchtigen.
Früher sei man davon ausgegangen, dass ADHS, diese Störung, die sich schon im Kindesalter bemerkbar macht, später wieder verschwindet: „Aber das ist falsch“, sagt Edel. Ein Drittel der Betroffenen trage das Krankheitsbild komplett ins Erwachsenenalter weiter, ein weiteres Drittel behalte einige Symptome. „ADHS-Patienten sind oft unaufmerksam und können ihre Motivation nicht richtig regulieren“, sagt der Oberarzt. Aber es gebe Lösungen.
Medikamente, kombiniert mit Beratungen und psychotherapeutischen Behandlungen könnten Abhilfe schaffen und dazu führen, dass Patienten ein normales Leben führen könnten. Einen wichtigen Beitrag lieferten therapeutische Gruppentreffen, die in der Klinik stattfinden, aber es gibt auch Selbsthilfegruppen außerhalb der Klinik.
Aus Sicht der Klinikärzte bereitet ein Punkt bei der Behandlung von älteren ADHS-Patienten derzeit Kopfschmerzen: es geht um die Zulassung des Medikaments Methylphenidat, das zwar bei der Behandlung von Jugendlichen eingesetzt werden könne, „aber beim Einsatz im Erwachsenenalter gibt es Krankenkassen, die es nicht bezahlen“, sagt der Leiter der Bochumer ADHS-Ambulanz.