Bochum. .
Die sechs funkelnagelneuen beim Bochumer Verein gewalzten Radreifen für die preußische Dampflokomotive P 8 passen wie angegossen. Rund eine Tonne wiegt jedes der mächtigen Antriebsräder.
Aus eigener Kraft ist die Lok die 500 Kilometer zu einem Ausbesserungswerk der Bahn nach Sachsen-Anhalt gedampft: „Das war schon eine logistische Leistung, an den entsprechenden Orten die Wasser- und Kohleversorgung sicherzustellen“, erzählt Volker Böhm, stellvertretender Museumsleiter.
Dort haben die Fachleute die Radreifen, die einen Durchmesser von rund 1,75 m haben, aufgeschrumpft. So nennen die Fachleute das Verfahren. Die Rohlinge werden auf eine entsprechende Temperatur gebracht, sozusagen über die Felgen gezogen und im Erkalten verbinden sich Rad und Felge. Rund 100 000 Kilometer hält ein solcher Radreifen. Bei einer jährlichen Leistung von etwa 10 000 km ist der nächste „Radwechsel“ in etwa zehn Jahren fällig.
Mitfahrt im Führerstand möglich
Das Museum freut sich jedenfalls, denn außer den Reifen musste die 92 Jahre alte Lok generalüberholt werden. Auch der Kessel wurde in einer polnischen Werkstatt komplett erneuert. Rund 300 000 Euro kosteten die Arbeiten. „Wir haben mit viel Eigenleistung die Kosten noch gedrückt“, so Böhm. Vor allem ist man dem Bochumer Verein dankbar, dessen Radschmiede die sechs Radreifen nach alten Zeichnungen der Bahn kostenlos gewalzt hat.
Jetzt müssen sich die Räder fleißig drehen, um entweder bei den Museumszugfahrten, wie am heutigen Christi-Himmelfahrtstag oder bei Führerstandsfahrten (am kommenden Sonntag) Geld einzuspielen und die Eisenbahnfans zu begeistern.
Volker Böhm weiß, dass für eine langfristige Perspektive des Museums mehr her muss, als etwa neue Radreifen. Mit verschiedenen Stellen laufen derzeit intensive Gespräche, das Museum für die Zukunft fit zu machen. Der Zuschauerzuspruch stimmt. Jedes Jahr sind es mehr Menschen, die sich in Dahlhausen in die Zeit der Dampfrösser zurück versetzen lassen.
Das Museum hofft , bald seinen museumsdidaktischen Bereich ausweiten zu können. In einer bereits angemieteten Halle soll zudem eine zentrale Werkstatt eingerichtet werden, um dort Wartungsarbeiten selbst vorzunehmen.