Bochum. .

Die schwarz-gelbe Landesregierung ist am Ende. Kommt jetzt auch das Gratis-Studium zurück? Viele Studenten freuen sich schon. Die Uni-Verwaltung aber müsste mit Ausfällen von jährlich 26 Millionen Euro rechnen.

711,94 Euro – so viel hat Inga Gerlings vor Semesterbeginn wieder an die Ruhr-Uni überwiesen. 480 Euro davon sind Studiengebühren. Das Geld könnte die 23-Jährige vielleicht demnächst sparen. Der Ausgang der NRW-Landtagswahl verspricht die Abschaffung der Studiengebühren. Das hatten zumindest SPD und Grüne ins Wahlprogramm geschrieben.

„Ja, klar wär’ das gut“, sagt Inga und meint die Aussichten aufs Gratisstudium. Die Sportstudentin ärgert sich, dass von den Gebühren nichts zurückkomme. „Man sieht nicht, wo das Geld hier angelegt wurde.“ Lehrmittel und Bücher seien alt. „Für Skripte müssen wir extra zahlen.“

Studium nur mit Nebenjob zu finanzieren

Kommilitonin Stephanie Bürger (22) sagt, dass so ein Studium eigentlich nur mit Nebenjob zu machen sei. „Im Fitnessstudio. Das bietet sich an als Sportlerin.“ Schlimm finden beide auch den Druck im Bachelor-Studium. Inga Gerlings: „Zweimal fehlen und man ist raus.“

Zustimmung für die Abschaffung auch bei Doktorand Jens Oboth, obwohl er selbst keine Gebühr zahlen müsse. „Es müsste allerdings eine alternative Finanzierung geben“, sagt der 32-Jährige.

Ob’s denn vielleicht eine Rückzahlung gebe, fragt Kirsten Gläsel. Die 26-Jährige lacht. Sie ist ebenfalls Doktorandin und hat die Bezahlzeit schon hinter sich. „Ich freue mich für die, die nichts mehr zahlen müssten. Ich hätte das Geld gerne wieder.“

Kaum noch Widerstand

In der Uni-Verwaltung wären mit der Aus für die Studiengebühren plötzlich wieder sparsame Zeiten angesagt. „Wir finanzieren damit etwa 1000 Stellen für studentische Hilfskräfte“, sagt Pressesprecher Dr. Josef König. Auch in die Infrastruktur flossen seit der Einführung im Sommersemester 2007 viele Millionen. König: „Im vergangenen Jahr betrugen die Einnahmen aus den Studiengebühren 26 Millionen Euro.“

Widerstand gebe es kaum noch. „Ein paar offizielle Proteste“, sagt König. Mehr nicht. Schließlich könne ja niemand in den Streik treten. „Die Leute zahlen ihre Beiträge, sonst werden sie exmatrikuliert.“

Über die Abschaffung will der Uni-Sprecher noch nicht nachdenken. Dafür sei die politische Konstellation im Moment noch zu vage. Wenn die Studiengebühren wegfallen, sieht die Uni das Land in der Pflicht. König: „Die Frage ist, ob das fehlende Geld auf Dauer kompensiert wird.“

Vielleicht überdenkt die SPD ja ihre Haltung: Gestern überraschten Wirtschaftswissenschaftler der RUB mit einer Studie. Danach soll gebührenfreies Studieren langfristig Gutsituierte bevorzugen.