Bochum. .
Dort, wo vor knapp zehn Jahren die Traumwelten der „Planet of Visions“ von der Hannoveraner Weltausstellung Expo 2000 auf Dauer dem staunenden Publikum in Bochum und dem ganzen Revier gezeigt werden sollten, ackern jetzt wieder die Bagger.
Bekanntlich wurde nichts aus dem Projekt. Die in einer alten Krupp-Halle in Stahlhausen zwischengelagerten Exponate, von den Hängenden Gärten Babylons bis zum Turmbau zu Babel, fackelten ab. Bis auf ein paar Schrauben und den bereits gegossenen Fundamenten für die Halle an der Gahlenschen Straße blieb nichts von den hochfahrenden Träumen.
Dafür geht es jetzt ein wenig sachlicher zu, dort am Rande des Westparkes. Mühsam kämpfen sich die Zähne und Klauen der Maschinen durch den Stahlbeton, reißt schweres Gerät den Grund auf, um die Fundament-Reste der einstigen Weichenbau-Hallen des Bochumer Vereins endgültig zu beseitigen.
Burkhardt Bahrenberg, Projektleiter bei NRW.Urban, dem Nachfolger der LEG Städtebau, freut sich über die großen Fortschritte. „Wir schaffen an dieser Stelle das künftige Entree des Westparks. Kernstück wird eine bis zu 16 Meter breite Promenade der sogenannte grüne Rahmen.“ Damit dort künftig in einer Doppelreihe zu pflanzende stramme Eichen gedeihen, entfernen die Arbeiter zunächst das bestehende Grün im Bereich der Gahlenschen Straße.
Ein neuer Kreisverkehr dient als das Herzstück der oberirdischen Erschließung, die parallel zu neuen Kanälen und Versorgungsleitungen entsteht. Über diesen Verteiler gelangen die Fahrzeuge künftig einerseits zur Jahrhunderthalle und dem auf dem Weg entstehenden neuen Parkhaus. Außerdem sollen die Flächen für künftige Gewerbe- und Dienstleitungsbetriebe auf diese Weise erschlossen werden. Rund vier Millionen Euro lässt sich NRW Urban und damit indirekt das Land diese Arbeiten kosten.
Das ist auch dringend nötig, denn Projektleiter Bahrenberg und alle Beteiligten wissen ganz genau, dass sich die insgesamt rund 55 000 qm Flächen (auch an der Alleestraße) nur dann vermarkten lassen, wenn die Umgebung, besser die Erschließung, auch attraktiv für mögliche Nutzer ist. NRW-Bauminister Lutz Lienenkämer kam vor gut einem Monat sicher nicht nur deshalb nach Bochum, um sich den sanierten Ziegelbau des Colosseums zu betrachten. Solche Besuche sind natürlich vor allem Werbeaktionen in eigener Sache, denn das Land möchte die Gewerbeflächen später verkaufen, um so wenigstens einen Teil der horrenden Kosten wieder einzuspielen.
Übrigens kehrt im Rahmen der Umgestaltung ein Wahrzeichen Bochums und seiner Industriegeschichte zurück: Das Glockenspiel des Bochumer Vereins, das zuerst auf dem Gelände der Gußstahlfabrik und danach Jahrzehnte vor der Hauptverwaltung stand, soll wieder zurückkehren. „Wir haben einige Vorschläge für einen dauerhaften Standort gemacht. Darüber müssen jedoch die Politiker entscheiden“, so Bahrenberg.
Nicht entschieden ist offenbar, ob das Glockenspiel künftig wieder bespielt werden kann. Denn der Spieltisch wurde ebenfalls sicher gestellt, nach einer gründlichen Überholung, so hieß es bei der Demontage vor Jahren, könnte es durchaus wieder Besucher des Westparks klingend willkommen heißen.