Bochum.

Zum „Welttag des Buches“ arbeiteten Stadtbücherei und Bogestra in diesem Jahr eng zusammen. Fünf Vorleseteams waren in Straßenbahnen unterwegs und lasen Kindern und interessierten Erwachsenen vor.

Ein lautes Piepsen ertönt, dann schließen sich die Türen der Bahn. Gut gefüllt ist die Linie 302 Richtung Gelsenkirchen: Einige Rentner, Menschen mit Einkaufstaschen und mittendrin zwei Mitarbeiter der Stadtbücherei. Bewaffnet mit bunten Büchern machen sich Silvia Grimberg und Melanie Köhler sofort auf die Suche nach Kindern in der Tram. Zum „Welttag des Buches“ wollen sie Werbung für die Büchereien, Bücher und das Vorlesen machen. Fünf Zweierteams waren deshalb am gestrigen Freitagvormittag in verschiedenen Bogestra-Linien im Auftrag des Buches unterwegs.

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Los geht es nicht mit: „Es war einmal“, vorgelesen werden moderne Kinderbücher – und zwar in jeder Linie zu einem anderen Thema. In der 302 geht es um Drachen. „Die Sonne schien hell“, beginnt Grimberg ihre Geschichte. Vor ihr sitzt zwar nur ein Kind, aber viele sind jetzt auch in der Schule. „Mir macht es trotzdem Spaß“, gesteht Grimberg und liest weiter vor, von gar nicht so schrecklichen, oft menschlichen Drachen, heldenhaften Rittern und kleinen Kindern, die den Drachen auf der Nase herumtanzen. Währenddessen geht ihre Kollegin Köhler durch den Zug verteilt Infomaterial und sucht weitere kleine Zuhörer.

Auch in anderen Bahnen sind die Teams der Stadtbücherei unterwegs. In der U35 in beide Richtungen geht „Die Reise nach Trulala“, in der 308/318 geht es um Wölfe und auf der Fahrt nach Witten in der 310 sind Reisen das Thema. Jedes Jahr startet die Bücherei eine Leseaktion zum Welttag des Buches. „Ideen gibt es immer genug“, meint Grimberg, nur an der Umsetzung scheitere manch guter Plan. Bei dieser Aktion sei die Bereitschaft zum Mitmachen bei den Kollegen aber sehr groß gewesen. Die Bogestra fand die Idee auch gut und so werden Grimberg, Köhler und ihre Kollegen Dank der großen Schilder, die sie Tragen nicht kontrolliert.

„Vorgelesen wurde in Deutschland schon immer“, so Grimberg, „durch Pisa wird es jetzt aber mehr zelebriert“. Regelmäßig bieten die Büchereistandorte deshalb Lesestunden an. Unter dem Titel „Abenteuer Vorlesen!“, erzählen Vorlesepaten spannende Geschichten für Kinder. Außerdem gibt es zweisprachige Vorlesungen in Türkisch, Englisch und Griechisch. Dadurch sollen die Kinder spielerisch lernen besser mit Sprachen umzugehen.

Bis zur Haltestelle Freiheitsstraße wollen die beiden sich mit Vorlesen abwechseln, dort liegt die Bücherei Wattenscheid. Schnell wird klar: Im Tunnel macht es keinen Sinn vorzulesen, „das ist einfach zu laut“, ruft Grimberg. Kurz vor dem Ziel steigt die letzte Zuhörerin schließlich aus, die Bahn ist kinderfrei. „Schade“, kommentieren beide wie aus einem Mund. Enttäuschung droht sich auszubreiten. „Lesen sie doch weiter“, fordert da ein Fahrgast die Vorleserin auf, „sie machen das so schön“. Und so kann das Bücherteam nach getaner Arbeit ein positives Resümee ziehen. „Vielleicht wiederholen wir das im nächsten Jahr“, überlegt Grimberg.