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Dr. Jürgen Rüttgers kommt zu spät – 20 Minuten. Der Ministerpräsident hat eine gute Ausrede: Stau auf der A 40. Das verstehen auch die Parteifreunde in der Lohnhalle der Zeche Holland. Und weil Wahlkampf ist, verkauft die CDU den Stau auch gleich als Erfolg der Ära Rüttgers. Ohne Rüttgers gäb’s kein Westkreuz, sagt der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Christoph Konrad, der 20 Minuten vorher noch verkündet hatte, dass Pünktlichkeit eine CDU-Tugend sei.
Der 59-Jährige Rüttgers lobt die „wunderschöne Lohnhalle“ in Wattenscheid und schlägt den Bogen zu Nokia und Opel in Bochum. „Es war mir wichtig, hier bei zu sein bei den Betroffenen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.“ Seine Hand fährt scharf durch die Luft – klare Gesten.
Der Landesvater spricht mit kämpferischer Stimme. „Ich hab’ nicht Opel gerettet, sondern die Mitarbeiter haben es getan.“ Und: „Es war richtig, sich für Opel einzusetzen. Es war richtig, weil sie hervorragende Autos bauen.“
Dann wird Rüttgers leise. Er blickt zum Boden und wieder nach oben, holt Luft. Rüttgers erinnert an den Nokia-Betriebsrat, der ihm Glaubwürdigkeit attestiert habe. Rüttgers schluckt, so dass es jeder sieht: „Das sind so Momente, die vergisst man nicht.“
Das Thema Bochum ist abgehakt, es geht um Landespolitik. Rüttgers verteilt Seitenhiebe in Richtung Linkspartei und SPD. Es gebe keine klare Koalitionsaussage: „Die brauchen wir wirklich nicht in unserem Land. Leute, die nicht klar sagen, was sie nach der Wahl tun, darf man nicht wählen.“ Rüttgers selbst sagt diesmal nicht, wen er sich als Koalitionspartner vorstellt.
Es geht um Kraftwerke und Bildungspolitik. Rüttgers wirft seine Erfolge als Wahlwerbung in den Ring. „Ich habe das Land sicher durch die Wirtschaftskrise geführt.“ Es sei mehr als unter Rot-Grün in Schulen investiert worden. NRW gehöre zu den 17 größten Volkswirtschaften der Welt. „Eigentlich steht mir ein Platz bei den G 20 zu.“
Es ist auch ein Tag der Floskeln: „Die zweite Stimme ist Rüttgers-Stimme“, sagt Rüttgers. „NRW muss stabil bleiben“, steht auf den Plakaten.
Der Bochum-Besuch endet mit der Nationalhymne. Rüttgers singt mit und schüttelt noch ein paar Hände. Es geht weiter zum nächsten Termin nach Hattingen, wieder Wahlkampf. Der Landesvater eilt zum Auto. Es könnte ja wieder Stau geben.