Bochum. .

Die Telefone standen nicht still. „Wir waren wirklich gut ausgelastet“, sagte Volker Kuhls, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, nach zwei Stunden Telefonsprechstunde. Gemeinsam mit zwei Ärzte-Kollegen und einem Barmer-Mitarbeiter ging es um das Thema „Depression hat viele Gesichter“.

Eine These, die sich einmal mehr bewahrheitete. „Die Anliegen der Anrufer waren ganz unterschiedlich“, sagte Monika Streuer, Ärztin in der Psychiatrie-Ambulanz der LWL-Uniklinik.

Viele Bochumer hätten angerufen, um aus erster Hand zu erfahren, ob bestimmte Symptome Zeichen einer Depression sein könnten. „Da ging es um Schlafstörungen, um Unruhe oder auch um körperliche Beschwerden“, sagt Volker Kuhls. Sinnvoll sei es in vielen Fällen, zunächst den Hausarzt zu Rate zu ziehen, empfahl Kuhls.

Andere riefen für ihre Angehörigen an, mit dem dringenden Verdacht, dass Sohn oder Tochter unter einer Depression leiden könnten. „Viele Angehörige machen sich Sorgen, weil die Betroffenen sich nicht in Behandlung begeben wollen“, sagt Kuhls. Sein Tipp: Immer wieder darauf ansprechen, aber - bitte - taktvoll. Und auch hier vielleicht zunächst den Hausarzt einschalten, um das weitere Vorgehen abzuklären.

Viele Anrufer, das hat Dr. Maria Hummel-Uhlenhut (Fachärztin für Nervenheilkunde) festgestellt, meldeten sich, um eine zweite Meinung einzuholen. „Sie waren oder sind bereits in Behandlung und wollten sich nun absichern.“ Dabei sei es um Medikamente gegangen, aber auch um andere Therapien und um Verdachtsfälle.

Der Umgang mit älteren Menschen lag den Anrufern am Herzen, wie es ist, wenn Angehörige dement sind, wenn das Hirn organisch abbaut und der Schlaf gestört ist. „An der großen Resonanz merkt man, wie sehr das Thema Depressionen die Menschen bewegt und betrifft“, sagt Hans-Peter Heiserholt von der Barmer GEK. Er hat mit den Anrufern unter anderem über Selbsthilfeangebote in der Stadt gesprochen, „wir haben einen sehr engen Kontakt zur Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Dort gibt es auch Gruppen für psychisch Kranke und ihre Angehörigen“.

Über einige ganz akute Fälle wurde in dieser Telefonsprechstunde, die die Kassenärztliche Vereinigung und die Barmer organisiert hatten, auch gesprochen. So ging es um Suchtprobleme, schwere soziale Rückzüge und um das Messie-Syndrom.